Freitag, 9. Dezember 2016

Oh du fröhliche - Adventszeit




Irgendwie hat es die diesjährige Adventszeit in sich. Mit Besinnlichkeit hat sie jedenfalls im Hause Wonderer nicht viel zu tun. Alleine die Tatsache, dass ich heute unerwartet zum Bloggen kommen, ist dem Umstand geschuldet, dass meine Kleine seit gestern Abend - öhm - Magen-Darm-Symptome zeigt. :-(

Als kleines Beispiel des diesjährigen Chaos(es?!) erzähle ich von unserem oder vielmehr meinem 5. Dezember. Dem Tag vor Nikolaus.

Da ich davon ausgegangen war, an diesem Tag frei zu haben, hatte ich bisher noch keine Nikolaus-Süßigkeiten besorgt. Das wollte ich Vormittags in Ruhe erledigen. Die Kinder sollten je ein Buch und einen Gutschein bekommen - diese Dinge hatten wir schon zuhause. Nur der Süßkram fehlte noch.

Tja - es hätte so einfach sein können. Leider machte mein Auto jedoch Zicken: Ein Leck im Kühlwasserbehälter. Also musste mein Mann es mitnehmen und während seiner Arbeitszeit zur Werkstatt bringen. Ich war somit ans Zuhause gefesselt, bis er um 18.30 Uhr heimkommen würde. Okay - zugegebenermaßen hätte ich seinen Kleinwagen nehmen können. Hier mein Outing: Ich KANN damit einfach nicht fahren. Die Gänge bekomme ich nicht rein, ich lenke wie eine Besoffene und überhaupt - man könnte meinen, ich habe keinen Führerschein, wenn ich damit fahre.

Also war der Plan der: Sobald die Kinder um halb acht im Bett sind, düse ich kurz zum Rewe im Nachbarort und besorge quasi Last Minute die Stiefelfüllungen.

Kaum war mein Mann zuhause, erwähnte er in einem Nebensatz, dass die Tankfüllung nun auf Reserve sei. Wie bitte?? Das durfte nicht wahr sein. Somit war es ausgeschlossen, in meinem Auto noch Extra-Runden zu drehen (sonst würde ich am Folgetag auf dem Weg durch die Rush-Hour in die Stadt zur Tankstelle Nervenzusammenbrüche erleiden). Ihn selbst zum Einkaufen schicken war leider auch nicht möglich, da ich ja auch für seinen Stiefel noch etwas brauchte. 

Genervt und gestresst absolvierte ich um halb Acht also noch die Pflicht-Gassi Runde um dann zuhause schnell die Handtasche zu schnappen und mich ins Göttergattenmobil zu schmeißen.

Die Katastrophen nahmen ihren Lauf….

Zum Wenden fuhr ich verbotenerweise schnell in den Hof des Nachbarn. Merkt er ja nicht, ich wende ja nur. Näää! Laut ließ ich immer wieder den Motor aufheulen, jedes Mal in der Hoffnung, den Rückwärtsgang endlich drin zu haben. 

Nachdem DAS geschafft war, düste ich einigermaßen zwischenfallsfrei in den Nachbarort und parkte fern des Eingangs sicherheitshalber in eine große Parklücke (ja, ich bestätige diesbezüglich jedes Klischee).

Direkt am Eingang hörte ich meinen Namen. Tina. Die Mama vom Luca, mit ebenjenem im Schlepptau. Der Bub ist mit Jana in einer Klasse. Und somit ein potentieller Zeuge dessen, dass ich als Nikolaus gnadenlos versagt habe, wenn ich auf den letzten Drücker Schoko-Weihnachtsmänner kaufe. Ich sah es förmlich vor mir, wie er morgen in der Schule meiner Kleinen erzählen würde, dass er mich spät abends beim Süßkram-Erwerb gesehen hätte. Nein, das wollte ich nicht - auf gar keinen Fall.

Also achtete ich peinlichst darauf, nach unseren Small-Talk immer schön durch die anderen Gänge des Ladens zu laufen und die beiden zu meiden, damit klein Luca meinen Einkaufskorb nicht sieht. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieser sich mit immer mehr anderen Dingen füllte, die eigentlich gar nicht auf der Liste standen. 

Als ich zur Kasse wollte, sah ich, dass Tina und Luca dort gerade anstanden. Nungut. Obgleich ich mir nichts sehnlicher wünschte, als endlich nach Hause zu kommen, begann ich eine weitere Runde durch die Regale zu ziehen, bis „die Luft rein“ sein würde. 

Wieder hörte ich vertraute Stimmen. Durfte das denn wahr sein? Das Ehepaar - öhm - nenn ich sie mal „Häberle“ war unterwegs. Hat nicht jeder diese einzelnen Menschen in seinem Leben, die er möglichst niemals irgendwo sehen oder hören möchte? Bei mir ist es das Ehepaar Häberle. Fürchterliche Leute, immer wenn ich sie sehe, kostet es mich sämtliche Energie, sie freundlich zu grüßen und dann schnell wieder zu vergessen.

Ein Blick zur Kasse zeigte mir, dass Tina und Luca weg waren. Schnell da hin und raus aus dem Laden, bevor mich Herr und Frau Häberle sehen. 

An der Kasse lud ich alles aufs Band. Kurz bevor ich dran kam, wühlte ich in meiner Tasche. Und griff ins Leere. Geldbeutel? Fehlanzeige. Gemessen an meiner Gesichtsfarbe erschien nun jede Tomate blass. Das war mir absolut noch niemals nie passiert. Schnell holte ich wieder den Einkaufskorb, den ich am Beginn des Bandes abgestellt hatte und murmelte dabei eine hochrote Entschuldigung an die Menschen, die dort standen. Und wer stand dort? Genau - Häberles. Erdboden tu dich auf.

Die Kassiererin reagierte freundlich. Sie erklärte laut und ausführlich, dass das alles nicht schlimm sei, ich könnte den Korb stehen lassen und später wieder kommen. Sehr laut. 

Noch immer hochrot hetzte ich über die Parkplatze zum Göttergattenmobil. Rein, hektisch die Scheinwerfer gesucht und schnell den Rückwärtsgang eingelegt. Uff. Haarscharf vor der Mauer VOR mir kam ich zum Stehen. Das Gefühl, das sich auftut, wenn man sich herumdreht in der Annahme, jetzt rückwärts zu fahren, und das Auto aber das Gegenteil macht ist einmalig.

Um eine lange Sache abzukürzen: Es gelang mir nicht. Ich stellt mich dämlicher an denn je. Also musste ich in den Leerlauf schalten und warten, wie ich in Schneckentempo langsam aus der Parklücke rollte, der leichten Bodenneigung sei Dank.

Dann ließ ich die Reifen quietschen und düste nach Hause. Es war durch die ewigen Versteckspiele in den Rewe-Gängen mittlerweile so viel Zeit vergangen.

Meinen Mann ließ ich verdutzt stehen, als ich ins Haus stürmte, das Portemonnaie packte um wieder ins „geliebte“ Auto zu springen.

Klingt es unglaubwürdig, wenn ich sage, dass ich wieder den Nachbarhof zum Wenden missbrauchte, und es wieder schief ging? Mag sein - doch es ist die Wahrheit.

Auf dem erneuten Weg zum Laden kamen mir die Häberles grinsend entgegen. Kaum im Innern sah ich, dass nun eine andere Kasse geöffnet war und die Schlange drölfzig Kilometer durch den Raum reichte. Beim Schnappen meines Korbes bekam ich jedoch mit, wie eine Verkäuferin zur anderen meinte, dass diese jetzt die zweite Kasse öffnen sollte. Den Hass all der Wartenden, die nun hinter mir standen, da ich direkt zur neu-geöffneten Zahlstation gegangen war spürte ich förmlich im Rücken. Sie hatten ja Recht. Aber ich konnte einfach nicht mehr…

Hey, die Heimfahrt lief dann jedoch super. Und zuhause beim Erzählen konnte ich schon wieder darüber lachen. Auch die Tatsache, dass Annie mittlerweile liebevoll den Geschenkgutschein aus Janas Stiefel angeknabbert hatte wurde nur noch belächelt.

Oh du fröhliche….


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