Samstag, 24. Oktober 2020

Lanzarote 2020 - Adiós (und was danach geschah - Covid-Test-Erfahrungsbericht)

 


Tag 9 - 04.09.2020 - Adiós!


Den gestern gestellten Wecker brauchten wir nicht. Meine Nacht war um 4 Uhr vorbei. Ich schnappte mir mein Laptop, tippselte den Vortagesbericht und genoss die Ruhe vor dem Reisesturm.


Wir wollten unbedingt noch ein Superspeed-Frühstück einnehmen, doch das war eine knappe Nummer, da das Restaurant erst um 8 Uhr öffnete. Ganz mit leerem Magen zu starten war aber undenkbar.







Während wir also noch speisten, sahen wir viele andere Touris bereits vor dem Hotel auf den Shuttle Bus warten. Wir brauchten ihn dieses Mal nicht, da wir ja noch den Mietwagen hatten, den wir dann am Flughafen abgeben würden. 



Am Flughafen selbst staunten wir nicht schlecht. Menschenmassen ohne Ende. Und alle wollten nach Deutschland. Okay, es gab auch eine kleine Schlange am Ryan Air Schalter, doch die war zu vernachlässigen (Briten hatten schon länger die Reisewarnung).


Last Minute Torschlusspanik-Souvenirkauf...




Ja, und dann hieß es Abschied nehmen. 

Im Flugzeug mussten wir Formulare ausfüllen, die den Behörden weitergegeben wurden, damit diese wissen, wir kommen aus einem Risikogebiet. Aussteigekarte nennt sich das. Erklärt wurde nix dazu, wirklich darauf geachtet, ob jeder seine zurückgibt, wurde auch nicht...


Am Flughafen in Frankfurt begann dann das wahre Abenteuer. Fotos gibt es keine, es war viel zu stressig und ich glaube, verboten wäre es auch gewesen.

Schon vor der Abreise hatten wir gesehen, wo das Covid-Testcenter ist. Also spurteten wir direkt nach der Landung los. Überall bildeten sich Schlangen an Schaltern für die Test-Registrierung. Wir wollten aber zum DRK, nicht zu der "Firma", die die Tests auch anbot. 

Am DRK angekommen, stellten sich die anderen 3 schonmal an, während ich nach vorne lief um mich zu erkundigen, wie das jetzt läuft. Dabei erfuhr ich, dass es immer "die Firma" ist, die Tests durchführt. Auch beim DRK. Hier wäre es aber kostenlos, weil man dann 24 Stunden aufs Ergebnis warten muss. Das war ok, so hatten wir das ja einkalkuliert.

Leider funktionierte die Registrierung mit der App nicht, sodass wir von Schlange A in Schlange B wechseln mussten.

Was lange dauerte, mache ich jetzt kurz: Wir Risiko-Gebiet-Rückkehrer aus aller Welt füllten eine komplette Halle und standen Bauch an Bauch, dicht gedrängt ewig lang mit anderen rum. Wenn wir bisher kein Virus hatten, dann standen die Chancen jetzt ja ziemlich gut - grmpfl!

Irgendwann waren auch wir dran - Mund auf, Stäbchen rein - fertig. Jetzt bitte nach Hause in Quarantäne. 

Okay. Nun fuhren wir mit dem Zug. Wir haben doppelt Abstand gehalten von allen Menschen und es war zum Glück leer. 



In Heilbronn erwartete uns im geparkten Auto ein riesengroßes, tolles Quarantäne-Care-Paket von meiner Mutter.

Nun noch eine 20-minütige Autofahrt...


... und wir waren wieder Zuhause.

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Was danach geschah:


Wir hatten in unseren Betten herrlich geschlafen! So toll der Urlaub war, diese Foltermatratzen werden wir nicht vermissen.

Aus den mütterlichen Einkäufen konnten wir uns leckeres Essen zaubern...


... und schon bald hatten wir die Testergebnisse im Posteingang.


Somit durften wir wieder raus und unsere Familie komplettieren:




ABER - ich war echt fassungslos, wie extrem schlecht das Corona-Management abgelaufen war.
Wie gesagt, die Aussteigekarten wurden recht unkontrolliert wieder eingesammelt.

Am Flughafen interessierte es keinen Menschen, wer woher kam, wohin ging und Abstandsregeln im Covid-Test-Center gab es nicht. 

Ob wir in Quarantäne gingen oder nicht, juckte niemanden. 

Nun saßen wir da und wussten gar nicht, ob wir noch irgendwas tun sollten oder das normale Leben weitergehen durfte.

Also schrieb ich ans Heilbronner Gesundheitsamt (wir wohnen im Landkreis), dass wir zurück sind, negativ und die Testergebnisse hängte ich mit ran. Sicher ist sicher, nicht, dass wir irgendeine Meldung versäumten.

2 Tage (!) später, kam die Antwort, dass sie nicht die richtigen Ansprechpartner seien. Wir sollen uns ans Bürgeramt unseres Wohnortes wenden.

Okay - also sendete ich alles nochmals los - an unser Bürgeramt.

Dann saß ich im Wartezimmer des Kieferorthopäden, Mika war im Behandlungsraum. Ich hörte, wie eine Frau an der Rezeption erzählte, dass sie Risikogebietrückkehrerin sei, jedoch jetzt die schriftliche Erlaubnis vorlegen kann, sich wieder frei zu bewegen, weil sie negativ getestet worden war.

Oh Gottogott! Sowas hatte ich nicht! Braucht man das? Ich schrieb meinem Mann eine WhatsApp, dass er bitte sofort beim Bürgeramt anrufen und nachfragen soll. Fühlte mich wie eine Verbrecherin und war extremst verunsichert. Hätten wir unsere Quarantäne doch nicht eigenständig beenden dürfen?

Er erreichte jemanden. Diese Person war sehr freundlich, aber komplett überfragt. Die zuständige Sachbearbeiterin habe gerade frei (na, die wird doch nicht im Urlaub sein... ;-)) aber sie glaube, es sei schon alles okay. Wir sollten doch einfach die Testergebnisse durchmailen.

Äh?! Ja. Hab ich doch! Offensichtlich hat das im Bürgeramt einfach keinen interessiert... Also gut - Testergebnisse nochmals hingemailt.

Am Nachmittag rief das Amt nochmals an. Kollege A hat Kollege B gefragt, und sie möchten uns loben, wir hätten uns vorbildlich verhalten und alles richtig gemacht. 

Achtung: Jetzt kommts: weitere 1,5 Wochen später (!!!) klingelt das Telefon. Eine (nun andere) Dame des Bürgeramts. Sie habe heute (!) die Aussteigekarte von der Airline erhalten. Ob wir denn mittlerweile auf Corona getestet worden wären? 

Wir hätten echt 2 Wochen mit Corona durch Deutschland hüpfen und Menschen umarmen können, ohne dass das jemanden interessiert hätte! Soviel zum Thema... Nää, unglaublich. Und Ba-Wü lag ja zeitlich echt ganz hinten mit den Sommerferien. Da hätte man ja schon ein wenig Zeit gehabt, Erfahrungen mit Urlaubern zu sammeln.

Als die überaus nette Frau, die ja nix dafür kann, dann aber fragte, ob ich die Testergebnisse mailen könnte, musste ich echt laut lachen...

Ich glaube, ein simpler Info-Zettel, für jeden, der in einem Flugzeug von einem Risikogebiet nach Deutschland reist, mit einer einfach Checkliste, was man nun in welcher Reihenfolge macht und meldet, wäre des Rätsels Lösung. 

So - jetzt ist er doch noch fertig geworden, mein Reisebericht aus 2020. 

Wir sind gesund hin und gesund zurück. Vor Ort haben wir uns sicherer gefühlt, als im (zu dem Zeitpunkt noch) fallschwachen Deutschland. 

Kein Thema polarisiert zur Zeit so sehr, wie dieses Virus. Darum haben wir uns in den sozialen Medien auch stark zurück gehalten, vom Urlaub zu erzählen und auch die Kinder gebrieft, was sie wem in welcher Form sagen. Denn die Stimmung diesbezüglich ist nicht immer friedlich, auch jetzt (Oktober) gibt's corona-bedingtes Mobbing an Janas Schule. 


Lanzarote 2020 - der letzte Tag




Tag 8 - 03.09.2020 - Wie geht’s weiter?


Ich wachte, wie gewohnt, vor den anderen auf und verkroch mich ins Wohnzimmer, um Reisetagebuch zu schreiben. Während ich so auf dem Sofa saß, dachte ich - und das war kein „aktives Denken“, erschien eher wie eine Eingebung - vielleicht beginnst du besser mit dem Packen, heute wird der letzte Tag hier sein.


Wirklich wirklich ein merkwürdiges Gefühl, wenn es um mich herum friedlicher und sauberer kaum sein könnte, und dieses Szenario jetzt aber "Risikogebiet" genannt wird. Bis Corona kam, stand dieses Wort für mich immer eher für Bürgerkriegsgebiete...


Nun hatten wir ja eigentlich geplant, erstmal bis zum Mittag zu warten, ob die Reiseleitung sich von selbst meldet. Beim Frühstück entschieden wir uns dann aber um. Ich schaute im Internet nach und sah, dass morgen ein Flieger nach Frankfurt hier startet, bereits um 10:45 Uhr. „Das wird unserer!“ sagte ich meinem Mann.


Von der Lobby aus rief ich dann bei der Reiseleitung an. Wie es nun wegen der Erklärung Lanzarotes zum Risikogebiet weiter ginge, wollte ich wissen. Die Dame meinte freundlich, dass dies alles keine Auswirkungen auf unseren Urlaub hätte und der Rückflug, wie geplant, stattfände. Ob uns das nicht recht sei? Öhm - nein, ist uns nicht recht.


Ich erklärte ihr unsere Lage - dass wir unter diesen Bedingungen in Frankfurt stranden würden. Bei einer geplanten Landung um 23 Uhr würden wir mit Müh und Not das Testzentrum erreichen, bevor es schließen würde. Zugverbindungen nach Heilbronn gibt es in der Nacht nicht und das gebuchte Airport Hotel lässt uns nicht einchecken, wenn wir aus einem Risikogebiet kommen.


Sie seufzte und meinte, dass es da aber leider nicht viele Möglichkeiten gäbe - außer einem Flug morgen um 10:45 Uhr. Ohne zu zögern sagte ich, dass wir genau diesen bitte antreten möchten. Sie schaute nach und meinte, dass es wohl noch freie Plätze gäbe, sie aber erst anfragen muss. 


Eher retorisch fragte ich, ob uns dadurch nun Mehrkosten entstünden. „Gut möglich!“ meinte sie, das könne sie uns aber erst später sagen. Huch! Sie versprach, sich in den folgenden 2 Stunden zu melden.




Meinem Mann erzählte ich alles und auch er war erstaunt über die Aussage zu den Mehrkosten. Wenn doch eine Reisewarnung allen Pauschalreisenden eine kostenlose Stornierung ermöglicht, wieso sollte dann eine kostenlose Umbuchung nicht möglich sein? 


Er rief in Heilbronn bei unserem Reisebüro an. Dieser Herr erklärte wie folgt: Eine Pauschalreise garantiert uns nur den Transport nach Deutschland. Dass keine Züge in der Nacht fahren oder uns ein Hotel, das nicht Bestandteil der Pauschalreise ist, nicht aufnimmt, ist unsere eigene Angelegenheit. Er war sehr freundlich und bemüht, konnte uns aber nicht viel anderes sagen - auch nichts über entstehende Kosten. Dass wir die zwei Tage, die wir früher abreisen dennoch bezahlen, nehmen wir selbstverständlich auch voll auf unsere Kappe. Alles andere fanden wir dann doch ärgerlich. Er empfahl uns noch, nach Verbindungen nach Stuttgart oder anderen Flughäfen zu schauen. Taten wir - doch da gab es nix.


Per Mail schickte er noch die Preisliste eines Transferunternehmens. Wir wollten jetzt aber erstmal abwarten, was die Spanier für uns organisieren konnten.


In der Lobby sahen wir, dass die Schlange vor dem Tui-Tisch immer immer länger wurde. Wissend, dass es nur diesen einen Flug für uns gäbe, machte das doch ein wenig nervös. 


Nun, im Hotel herumzusitzen half auch nicht weiter - wir wollten den Tag noch nutzen, so gut es ging.


Das Örtchen Yaiza hatte mir so gut gefallen, dass wir dort noch einmal halten wollten. Das taten wir und gingen am Ortsrand ein wenig spazieren.














Dort war es auch, als das Handy klingelte. Es war die Reiseleitung: Es hatte alles geklappt - wir waren umgebucht worden auf den morgigen (einzigen) Vormittagsflug. Umbuchungskosten: Null. Gott sei Dank!!! Wir kommen nach Hause und werden nicht obdachlos in Frankfurt sitzen. 


Ich kontaktierte auch meine Mutter und schickte ihr einen Einkaufszettel. Einkaufen dürfen wir ja auch nicht, wenn wir zurückkehren, sondern müssen in Quarantäne, bis das Testergebnis da ist. 


Mit der Erleichterung kam nun aber auch die endgültige Gewissheit - wie ich es in der Früh schon geahnt hatte, war nun ganz plötzlich unser letzter Tag auf dieser faszinierenden Insel.





Der Blick aus dem Auto war grob in zwei Kategorien zu unterteilten:

a) top stylisch


b) naturbelassene Lavalandschaft


Der nächste Stop unserer Erkundungstour war der Lago verde. Joa, kann man man anschauen, doch es waren viele Touris dort und uns fesselte der grüne Teich nicht wirklich.










In der Nähe gab es auch noch eine Saline, bei der wir halten wollten. Salz aus diesem traumhaft schönen Meer wäre doch ein nettes Mitbringsel - für meine Mutter und uns selbst. 












Mit dem Wissen der morgigen Heimreise wuchs im Töchterchen das Bedauern eines nicht-Kaufes von einem Huhn. Jawoll, einem Huhn. Einem riesigen, kuscheligen, Plüschhuhn, dass sie, seit sie es im Laden (Deiland Center) gesehen hatte, „Bert“ nannte. 


Dies ließ sich sich gut mit dem Einkauf von Lebensmitteln (aufm Flieger gibts ja nix mehr) verbinden. Nach dem Mittagessen düsten wir also nach Playa Honda.



Dort „stolperte“ ich noch über eine total schöne Handtasche. Ups. Bert wechselte den Besitzer und wir sprangen noch eben in den Mercadona um uns mit Knabbereien und Gewürzen und Mojo Rojo einzudecken.













Was blieb nun noch? Richtig: Der Abschied von Pool und Meer.


Ich war zunehmend bedröppelt, nun all die „letzten Male“ durchzuexerzieren. Und dennoch so wahnsinnig dankbar, dass wir trotz der Weltlage die Möglichkeit bekommen hatten, das Seelenkonto mit so tollen Eindrücken zu füttern. 








Sommer - Sonne - Strand - 2020


Der Checkin verlief reibungslos, wir bekamen zum Glück, trotz Kurzfristigkeit und später Stunde Sitzplätze beieinander.





Ein letztes Abendessen, dann ein letzter Besuch beim Nachbar-Spar (der übrigens das gleiche Salz wie in der Saline verkauft….) und ein letztes Tässchen Pfefferminztee und alkoholfreie Cocktails bei Live Musik und dann kehrten wir in unser Beton-Matratzen-Häuschen zurück um Koffer zu packen.







Von der Terrasse verabschiedete ich mich als Erste, kroch ins Bett und schaffte es nun doch noch, mein Urlaubsbuch vollends auszulesen.


Gute Nacht, du schöne Insel. Es war mir eine Ehre, dich und deine sympathischen Bewohner kennenzulernen…