Mittwoch, 23. November 2016

Im Dschungel der Schulwahl

Auch wenn ich es kaum glauben kann, doch unsere "Kleine" ist mittlerweile in der vierten Klasse und wir stehen somit wieder vor der großen Frage: Welche weiterführende Schule soll es werden?

Bei Mika war es vor zwei Jahren ganz schnell klar. Er ist das klassische Gymnasium-Kind. Somit beschäftigten wir uns nur mit den beiden in Frage kommenden Gymnasien und ließen ihn entscheiden, auf welchem er sich wohler fühlen würde. 

Jana hingegen ist eher kein Gymnasium-Kind. Sie ist ein kluges Köpfchen - gar keine Frage. Aber rein lerntechnisch betrachtet, können wir uns allesamt (Mama, Papa, Tochter) nicht vorstellen, dass sie dort glücklich werden würde. 

Somit beginnt die Schulrecherche nun neu für uns. Gestern Abend waren wir auf einer Informationsveranstaltung der Schulen im Umkreis. Uff. Es ist echt der Wahnsinn, wie anders heute alles ist, wenn ich es mit meiner eigenen Schulzeit vergleiche. "Damals" gab es Haupt-, Realschule oder Gymnasium. Und hiervon jeweils eine Schule und zwar die, die in der Nähe war.


Gestern jedoch platzte uns beinahe der Kopf angesichts der großen Auswahl. Da wären nämlich:

1. Realschule (ca. 5 km entfernt), die den normalen R-Zweig anbietet und parallel den Werkrealschulwerdegang.

2. Realschule (ca. 2 km entfernt), die auch den normalen R-Zweig anbietet, zusätzlich jedoch einen Hauptschul-Level, der nach der 9. Klasse endet. 

3. Gesamtschule (ca. 3 km entfernt), mit notenfreiem Lernen in gemischten Klassen mit unterschiedlichen Abschlussmöglichkeiten.

4. Gymnasium (ca. 5 km entfernt), G8.

5. Gymnasium (ca. 10 km enfernt), G9.

6. Gesamtschule (ca. 10 km entfernt), wie auch diejenige, die näher ist, allerdings mit langjähriger Gesamtschulerfahrung.

7. Gymnasium (ca. 3 km entfernt), Privatschule, G8 und ziemlich teuer.

Das ist doch wirklich der Wahnsinn. Nicht erwähnt sind hier all die anderen Schulen in der Stadt in deren Landkreis wir wohnen. Theoretisch würden auch diese in Frage kommen.

Bei aller Überforderung hatten wir recht schnell zwei Favoriten herausgefiltert für Jana. Im Frühjahr haben diese dann auch offene Infotage, die wir auf alle Fälle nutzen möchten.

Aktuell ziehen wir die örtliche Realschule in Betracht, sowie die näher gelegene Gesamtschule. Was mich positiv überrascht hat, waren die Vorzüge der erstgenannten:

Die Klassen 5 und 6 werden dort als Orientierungsstufe betrachtet. Es gibt dazwischen keine Versetzungsfrage, d. h. ALLE kommen auch in die 6. Klasse. Erst nach dieser wird entschieden, auf welchem Level das Kind weiterlernen wird. Und das ist zu jedem Halbjahr korrigierbar. Somit besteht nie die Gefahr einer "Abschulung", und die ganze Schulzeit über die Chance auf die Mittlere Reife. Außerdem ist geplant, einen bilingualen Zug einzurichten. Eine Sache, die mich ganz besonders begeistert, liebäugeln wir doch mit einer Auswanderung in den nächsten Jahren. 

Die Gesamtschule klingt auch ganz toll. Allerdings ist es eine Ganztagesschule. Eine wundervolle Einrichtung für Menschen, zu denen das passt. Für uns selbst bin ich da etwas kritischer...

Wir werden es sehen, auch das Lehrergespräch mit dem Grundschullehrer bleibt noch abzuwarten. Wobei wir ja das Notenlevel unserer kleinen Großen kennen und daher schon mit einer entsprechenden Empfehlung rechnen. 

Große Veränderungen stehen an. Schnüff. Die Kleine wird groß. 


Montag, 14. November 2016

Dies und das der letzten zwei Wochen




„Mamaaaaa, ich muss dir was gestehen!“ tönt das Töchterlein abends um 19:30 Uhr. „Was denn?“ „Wir müssten bis morgen eine 40 cm lange Schnur häkeln und ich hab es nicht hinbekommen!“ Schockschwerenot. Häkeln? Bis morgen? Wie ging das nochmal? Und wie erklär ich’s meinem Kind, dass eigentlich jetzt ins Bett sollte, jedoch heulend panisch vor mir sitzt?

Ein Hoch auf Google! Im „Tschakka-Motivationston“ schafften wir das, dass ich ihr erklärte, wie Luftmaschen gemacht werden und sie die Nerven behält und diese mit ruhiger Hand nachmacht. 

Hmh, tja, wie sag ichs… Es hat uns nun gepackt - ich hätte im Leben nie geglaubt, dass ich mal Spaß an Handarbeiten bekommen könnte, doch es hat etwas meditatives und am Ende hat man ein Produkt in der Hand (was beim meditativen Smartphone-Scrollen nicht der Fall ist).


Nundenn, ich schwang große Reden und analysierte meine Kindheits-Handarbeitstraumata, die verhindert haben, dass ich mein Naturtalent im Häkeln und Stricken nie erkannt und ausgelebt habe, fest entschlossen, dies nun zu tun. Also kaufte ich ein Mützenhäkelset, so à la „nothing’s gonna stop me now“, häkelte zuerst aber zwei große Schals, bis mir die Finger glühten. Dann war es soweit: Ran ans Mützenprojekt. Määääääk. Ganz schnell wurde ich wieder demütig. Ich verstand KEIN EINZIGES WORT in der Anleitung „Stäbchen“ häkeln? Häää?

Frustriert wollte ich das Projekt vertagen. Ich legte die Knäuel zur Seite. Und Annie waltete ihres Amtes:





Mal schauen, wie es weitergeht.

Ansonsten gibt es nicht all zu viel Neues im Hause Wonderer. Jana ist in der vierten Klasse und es wird langsam aber sicher spannend, wie es schultechnisch bei ihr weitergehen wird. Mika ist nun stolzer Smartphone-Besitzer und macht unter Aufsicht erste Schritte in den sozialen Medien. Allerdings nur in Instagram - mit vielen Regeln: „Es werden keine Bilder von sich oder anderen Menschen gepostet.“ Ist das oberste Gebot. Bislang klappt das alles ganz gut, ich wache da mit Argus-Augen drüber, wollte ihm diese Freiheit jedoch lassen, da es im Freundeskreis und in der Klasse einfach schon ein Thema ist. Dann lieber geregelt und erlaubt, als heimlich und unbeaufsichtigt. Ich habe jedoch vollstes Vertrauen in ihn. Nur leider eben in alle anderen nicht. Doch wie gesagt, bis jetzt klappt’s gut.

Annie macht uns noch immer viel Freude und ist auch so gut wie stubenrein. Yeah! Das macht echt vieles leichter. Erste Erziehungsversuche fruchten auch schon: „Sitz“ funktioniert. 

Bei meinem Mann läuft alles wie gehabt - er hatte in den Herbstferien Urlaub und das konnten wir gut genießen. 

Ich selbst habe gespannt die Entwicklungen in den USA verfolgt - okay, ich glaube, das tat die ganze Welt - und harre nun der Dinge, die da kommen. Es scheint, als ob die ganze Welt im Umbruch ist. Aber vielleicht scheint es mir auch nur so.

Sportlich fahre ich gerade nur auf Halbflamme, doch das ist total okay im Winter. Ich geh 1 x ins Pilates, 1 x ins Fitness und 1 x ins Faszientraining pro Woche. Letzteres war erst einmal und alle anderen Teilnehmer sind mindestens doppelt so alt, wie ich. Hehe, doch was solls, ich nehm mir mit, was ich für mich brauchen kann. 




So, das waren soweit die Updates der letzten beiden Wochen. 

Liebe Grüße!

Mittwoch, 9. November 2016

Still wondering: Friede, Freude, Tofu-Kuchen



Ich bin wahrlich weit davon entfernt eine Heilige zu sein. Nein, auch chronische Sanftmut macht mich nicht aus. Und dennoch befinde ich mich gerade in einem Grübel-Marathon über die Menschheit. Ich meine es nicht lamentierend, nein, ich frage mich aufrichtig: Ist Frieden wirklich so schwer?

Egal wohin ich schaue, ich finde immer nur ein "gegen". Mütter bekriegen sich über Themen wie Impfen und Kinder-Ohrringe, Veganer finden Vegetarier doof, Fleischesser gründen Hass-Gruppen gegen Pflanzenfresser. Klasse 5 a findet Klasse 5 b ganz prinzipiell total daneben, während die alteingesessenen Dorfbewohner über die Neubaugebietsbevölkerung nur die Nase rümpfen können.

Im Grunde war ich immer der Meinung, dass Hilflosigkeit der Knackpunkt ist. Oder Machtlosigkeit. Fühlt man sich dadurch in die Ecke gedrängt, sieht die eigenen Anschauungen in Gefahr, dann entsteht Hass.

Aber mittlerweile staune ich (still wondering) darüber, wieviele scheinbar unwichtige Dinge den Menschen so nahe gehen, dass sie sich des destruktiven Hass-Gefühles annehmen. "Leben und leben lassen." sollte doch kein Wand-Tattoo-Spruch sein.

Grundsätzlich nehme ich erstmal jeden ernst. Ob ich seine Anschauungen teile oder nicht - ich versuche mich hineinzuversetzen. Doch so selten finde ich Logik. Im Zuge der Flüchtlingswelle lese ich drölfzigtausend Mal in den sozialen Medien Aussagen mit dem Grundtenor: "Näää, wieso Fremden helfen, wir haben hier selbst arme Leute!". Okay, kann man so sehen - muss man aber nicht. Fürchterlich unlogisch finde ich jedoch im Gegenzug die Tatsache, dass ich gerade beobachten muss, wie eine Hilfsspenden-Aktion für arme Kinder aus der Region (Frauenhaus, Obdachlosenheim) im Sande verläuft. Wo sind dann all die Leute, die zuerst den "eigenen Armen" helfen möchten? Oh weh - es klingt tatsächlich, als würde ich schimpfen. Die Tonart lässt sich schwer verschreibseln, ich wundere mich ganz aufrichtig.

Ist es Angst? Die ganze Welt steht Kopf, zwischenmenschlich, moralisch, politisch. Doch warum ist das so?

Ich träume davon, dass man bei den Kleinen anfängt, Frieden zu säen. Das gäbe mir Hoffnung. Erklären wir unseren Kindern, dass Lästern etwas doofes ist. Missgunst auch. Und dass es viel erfüllender und sinnbringender ist, für eine gute Sache einzustehen, als eine scheinbar schlechte zu bekämpfen.

Hach - für alle, die bis jetzt noch gelesen haben: Danke fürs Zuhören. Ich mach mir jetzt eine Tasse Tee. Und stoße mit mir selbst an: Auf all die "Fürs" und gegen all die "Gegens". Mist - ein Widerspruch in sich.

Mittwoch, 2. November 2016

H hoch 3: Hundchen, Herbst & Halloween


Keine Sorge - dieser Blog wird nun kein reiner "Ich-habe-ein-goldiges-Hundchen-und-himmele-es-nun-ununterbrochen-an" Blog. Doch das diese Fellnase das neueste Familienmitglied ist, stellt sie unseren Alltag doch etwas auf den Kopf und wird daher gerade oft erwähnt.

So sehr ich Tiere liebe - und mein eigenes nun im Besonderen - so strikt bin ich dennoch gegen die Vermenschlichung der Vierbeiner. Und ja - ich möchte auch, dass Annie lernt, dass wir die Chefs (gänzlich gewaltfrei, versteht sich) und dass sie auch mal allein sein muss.

Nun ist sie jedoch so frisch in ihrem neuen Leben und steckt noch voll in der Orientierungsphase, sodass wir sie nur step by step den Herausforderungen näher bringen wollen, die ein Wonderer'scher Familienhund mit der Zeit stemmen muss.

Und prompt steckte ich in einem Alltagskonflikt. Jana hatte letzte Woche ihre Fahrradprüfung und bat mich inbrünstig, am Vortag noch mit ihr zu üben. Hmmh. Göttergatte würde erst spät heim kommen, Sohnemann war auch außer Haus und ich saß da mit Eingewöhnungshund und einem Kind, dass mich jetzt brauchte. Kurzerhand schmiss ich meine Öko-Prinzipien über Bord und packte Annie ins Auto um dann hinter meiner Tochter durch den Ort zu fahren. Mannomann, es war mir wirklich arg peinlich, doch eine bessere Lösung wollte mir partout nicht einfallen.


Ich fuhr mit zitterndem Hund (Annie hat noch Angst beim Autofahren) hinter Jana her und musste echt schlucken, denn es war ein komisches Gefühl, dass die "Kleine" nun auf der Straße herumfährt. Sie macht das jedoch wirklich prima und bestand auch die Fahrradprüfung.

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, doch ich empfinde diesen Herbst bisher als wundervoll. Wir genießen gerade lange Spaziergänge bei schönem Wetter (auch, wenn die Kinder das nie zugeben würden) und tanken Frischluft und Sonnenschein bevor der Winter kommt. Vor dem gruselts mich immer, er schlägt mir arg aufs Gemüt. Ich träume vom Auswandern und himmele verschiedene Ecken der Welt an - genau genommen eine bestimmte Ecke der Welt: Nordamerika. Doch zur Zeit mache ich mir selbst immer wieder bewusst, dass auch wir gerade in einer schönen Gegend leben und versuche, diese mehr wertzuschätzen und zu genießen...












Um der Triple-H-Überschrift von heute gerecht zu werden, komme ich nun zu unserem diesjährigen Halloween. Das ist ein Thema, das hierzulande wirklich polarisiert. Es gibt die Fans, die sich begeistert in Schale schmeißen und eindrucksvoll ihr Zuhause dekorieren und es gibt die Verweigerer, die Halloween total doof finden, da es nicht deutsch/zu heidnisch/zu amerikanisch/überflüssig oder was auch immer ist. Wir selbst halten es so: Wer mag, macht mit, wer nicht, lässt's bleiben. Da es niemandem schadet, sollen die Kinder doch ihren Spaß haben. In den letzten Jahren liefen mein Mann und ich quasi als Schatten hinter her, während Mika und Jana auf Süßigkeitenjagd gingen. Dieses Jahr wollten wir zuhause bleiben und Süßes herausgeben wenn jemand klingelte. Jana wollte dies ausdrücklich auch. Mika jedoch zog mit seiner Freundin los - zum ersten Mal ohne erwachsene Begleitung. Wir hängten zwei Halloween-Lichterketten vor die Haustüre, ein Papp-Skelett und eine Kerze, damit die Geister, Monster, Vampire und Süßkramjäger sehen konnten, dass es hier etwas zu erbeuten gab, Jana verkleidete sich, Mika verabschiedete sich und wir warteten.

Hmpf - ich weiß nicht, ob es an der Killer-Clown-Paranoia lag oder ob die dörfliche Halloween-Müdigkeit zugenommen hat, doch es war absolut nix los. Zwei mal klingelte es an unserer Türe und auch Mika und seine Freundin waren schon bald wieder zuhause. Kaum Kinder waren unterwegs, viele Türen blieben verschlossen. Halloween floppte dieses Jahr komplett. Schade.



Hier in Baden Württemberg haben wir nun gerade Herbstferien. Nicht weit von uns entfernt gibt es einen tollen Naturpark mit Walderlebnispfad. Nach langer, langer Zeit war es mir gelungen, meine Lieben zu überreden, diesem einen Besuch abzustatten. Wir wanderten eine von zwei Teilstrecken von ca. 5 km. Es war herrlich! 





Während wir die märchenhafte Natur um uns herum wahrnahmen fiel uns auf, dass wir vor genau 2 Monaten noch in New York unterwegs waren. So vieles hat sich in 8 Wochen verändert. Vom Wolkenkratzer in den schwäbischen Wald, beide Kinder mittlerweile schon wieder voll im Schulalltag ihrer neuen Klassen, die Entscheidung, einen Hund anzuschaffen, Annie finden und aufnehmen, Zukunftspläne schmieden, ... Das Leben ist so spannend, wenn man sich das manchmal bewusst macht.