Dienstag, 22. September 2020

Lanzarote 2020 - Mietwagen und Aguapark (oder auch nicht...)


Tag 4 - 30.08.2020 - Mietwagen und Agua Park


Um 6 Uhr krabbelte ich aus den Sprungfedern. Was gäbe ich für Yoga oder eine Thai-Massage, bei der mir auf den Rücken gesprungen wird bis alles wieder da ist, wo es hingehört. Autsch…


Dieses Mal war ich klüger und hatte mir Laptop und Klamotten schon am Vorabend rausgelegt. So konnte ich die Zeit nutzen, mein Reisetagebuch zu schreiben.


Der Plan für den heutigen Sonntag war: Etwas zeitiger aufstehen, Frühstücken, mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren um den Mietwagen abzuholen und dann einen Wasserpark zu besuchen. Wir hatten uns gestern nochmal vergewissert, dass der überhaupt geöffnet hat. Hat er. Sehr ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass hier auf den Kanaren erst vorgestern die Corona-Maßnahmen verschärft worden sind. 


Kaum wollte ich los, zu meinem Morgenspaziergang, erschienen beide Kinder im Wohnzimmer. Wunderbar, so hatte ich Begleitung. Gestern hatte ich einen Weg gesehen, dessen Zugang es mir nicht gelungen war zu finden. Dies wollte ich heute ändern. Es klappte und wir drehten eine kleine Runde.








Shining:


Zurück im Zimmer schmissen wir Mr Wonderer aus dem Bett und gingen direkt zur Öffnung des Buffets zum Frühstück, da wir pünktlich loswollten.




Ganz so pünktlich waren wir dann doch nicht, aber kurz nach 9 Uhr stiegen wir vor dem Hotel in ein Taxi. Die 5 Minuten (okay, können auch 10 gewesen sein - mehr aber nicht), waren die Hölle und hatten noch den ganzen Tag Folgen für mich. Je älter ich werde, desto mehr leide ich unter“Motion Sickness“ und wenn das erstmal eintritt, dann bekomme ich es nicht mehr los. Mir wurde speiübel, eingepfercht auf der Rückbank, Knie hinter den Ohren, keine Sicht nach draußen und dann ein kurvige Fahrt um viele Kreisel. Örks…




Am Airport bezahlten wir 13 Euro und stiefelten zum Hertz Stand. Herrlich - ganz anders als wir es von den USA kennen, wollte man uns weder Upgrade noch irgendeine Zusatzversicherung verkaufen. Im Gegenteil - der Herr lobte unser gutes Paket, das mit Vollkasko ausgestattet war und ein Upgrade bekamen wir von ganz alleine. Gebucht hatten wir „etwas Kleines“, das zum auf der Insel herumkurven reichen sollte. Wir mussten ja kein Gepäck unterbringen und die Distanzen sind absolut überschaubar. 





Bekommen haben wir dann einen Nissan Juke. Das wäre jetzt sicher nicht „unser“ Auto für Zuhause, doch für 7 Tage hier echt perfekt. Super!






Los gings… Endlich mal den Umkreis erweitern. Wir düsten los Richtung Teguise. Der Park sollte um 11 Uhr öffnen und wir wollten rechtzeitig dort sein. Der Wind tobte und es stürmte. Ein Blick auf die Wetter App verriet, dass dies den ganzen Tag so sein sollte. Hmh. Nungut…


Die Fahrt war interessant, nach zwei Tagen mehr oder weniger im Hotel konnten wir einmal sehen, wie es mit Blick ins Landesinnere aussah.





Joa, ratzfatz waren wir da und hatten noch 45 Minuten Zeit. Die wollten wir sicher nicht auf dem Parkplatz verbringen. Also fuhren wir nach Teguise rein und schauten uns ein wenig um. Sehr schön ist es dort. Die Menschen haben wirklich rausgeholt, was nur ging aus dieser lebensfeindlichen Landschaft. Alles war top gepflegt, jedes Haus ist weiß und nett anzuschauen. 


Bald landeten wir an einer Ladenzeile und entschieden uns dafür anzuhalten und im Supermarkt ein paar Chips und Getränke für den Wasserpark zu kaufen. Ich musste supermegadringend auf die Toilette und ging darum auch in die entlegeneren Ecken des „Einkaufszentrums“ auf der Suche nach nem Klo. Das war so gruselig und unschön. Alles düster, kaum ein Laden hatte auf - wie eine Geisterstadt. Dort, wo die Lichter an waren, saßen deprimierte, gelangweilte Verkäufer herum und daddelten auf ihren Handys.


Corona vernichtet so viele Existenzen. Es ist wirklich schlimm das anzuschauen. Auch das Halli Galli „Bingo Bingo Bingoooo“ im Hotel täuscht nicht darüber hinweg, dass es sich hier um Überlebenskämpfe handelt. Wenn eine Mega-Urlaubsfabrik mit nur knapp 30 Prozent ausgelastet ist, kann das kein Plus-Geschäft sein.


Nun, zurück zum Tagesbericht. Klos gab es keine, ich zählte die Minuten, bis wir zum Wasserpark kommen würden. Mir war speiübel, die Blase drückte und es stürmte wie wild. 


Am Park hatte sich dann bereits eine Schlange vor der Kasse gebildet. Immernoch fand ich es schräg, während einer Pandemie, die sich vor Ort verschlimmerte, einen Wasserpark zu öffnen. Der Wind tobte, ich musste Wollweste und Kappe krampfhaft an mich drücken und schlotterte trotz 25 Grad. Mein Mann war beunruhigt, wegen der vielen Menschen. Nein, unser Bauchgefühl klopfte immer stärker an und rief mit zunehmender Lautstärke: "Tut das nicht!"




Gott sei Dank sind die Kinder nun schon groß und vernünftig. Wir berieten uns kurz und brachen das Projekt Wasserpark ab. Am Eingang wurde schon bei den ersten Badegästen Fieber gemessen. Auch skurril anzuschauen.


Nein - zum Einen empfanden wir das alles hinsichtlich Corona unverantwortlich und zum Anderen machte ich mir große Sorgen, dass wir uns durch Nässe und Sturm erkälten würden. Laufe mal hustend und schniefend durch die Gegend - heutzutage. Die würden uns doch nicht mal mehr in den Flieger lassen.


Wir lehnen uns mit unserem Urlaub ja schon sehr aus dem Fenster - herausfordern wollen wir aber dann noch nicht alles…


Schnell düsten wir zur Tankstelle (ihr wisst ja - Toileeeeeeeette) und besprachen dann im Auto den Alternativplan. Eigentlich hatten wir die Erkundung des Nordteiles der Insel für Übermorgen geplant. Doch nun zogen wir das vor. Neuer Plan: Kakteen-Garten, Jameos del Agua und Mirador del Rio.






Am Garten waren wir nach wenigen Minuten Fahrt. Wenn man einen Namen hier liest, dann ist es der von Cesar Manrique. Der Künstler hat Lanzarote geliebt und sich in vielzähligen Projekten unsterblich gemacht. Der Kakteen-Garten ist eines davon.


Wir bezahlten brav den Eintritt und schauten uns um. Schön war es dort, keine Frage. Und recht voll, was mich erstaunte…











Das hier zeigte an, für welches Geschlecht die Toiletten gedacht waren...









Weiter ging es in Richtung Jameos del Agua. Das ist eine Höhle mit Naturpool, in Vulkanstein und dient aufgrund der tollen Akustik auch als Konzerthalle.


Auf der Fahrt schauten wir gebannt aus den Fenstern. Das Meer ist einfach himmlisch schön anzuschauen. Irgendwann fragte mein Mann, was das für Bojen seien, die da auf den starken Wellen schwammen. Es waren keine Bojen, sondern Surfer. Wir wollten uns das genauer anschauen und fuhren zum Strand des Örtchens Arrieta. 




Surfer jeden Alters tummelten sich da, die Stimmung war echt schön und heiter. Eine Weile schauten wir dem Treiben dort zu. Ich war immernoch in meine Wollweste gewickelt und wir stellten den Tag über mehrfach fest, dass unsere Entscheidung, den Wasserpark sausen zu lassen, echt gut gewesen war.












Weiter ging die Fahrt… Es war mir soooo schlecht…. Bei den Jameos angekommen, staunten wir auch hier über den Ansturm. Ob es am Wochentag - Sonntag - lag?


Jedenfalls hätten wir auch hier über 40 Euro Eintritt zahlen sollen. Nun, wir sind sicher keine geizigen Menschen, doch so langsam nervte es, zu merken, dass alles, was mit dem Siegel Cesar Manrique versehen ist, so überteuert erschien.


Da mindestens 2 von uns nur aus Pflichtbewusstsein durch die Konzerthalle gestiefelt wären, ließen wir es bleiben. 





Nun waren wir schon fast im nördlichsten Teil der Insel angekommen. Echt erstaunlich, wie schnell das geht - Lanzarote ist nicht groß.


Die Landschaft ist so beeindruckend. Ich hatte mich bereits im Vorfeld gefragt, wie mir das allgegenwärtige dunkle „tote“ Gestein gefallen oder ob ich die Kargheit bedrückend empfinden würde. Weder noch. Ins Meer bin ich verliebt, die Gestaltung dessen, was die Menschen hier bewohnbar machen begeistert mich, die vulkanige Öde fühlt sich sehr exotisch an. Wie grün uns alles erscheinen wird, wenn wir wieder zuhause sind.




Einmal bat ich darum, anzuhalten. Ich wollte mich einfach mal mittenrein stellen, in die „Dino-Landschaft“. Der Boden knirscht, wenn man über die superscharfkantigen Lavabröckchen stiefelt. Sehr eindrucksvoll.






Dann kam das, was ich unbedingt gebraucht hatte: Serpentinen. Zum Glück aber nicht viele und nicht mehr weit und schon waren wir am bisher tollsten Fleckchen Lanzarotes: Am Mirador del Rio. Das ist der Nordzipfel. Hier gibt es ein Gebäude, ratet mal, wers entworfen hat, das man, sicher sicher, gegen Eintritt betreten bedarf um rüberzuschauen zum Nachbarinselchen La Graziosa.


Nope, nicht mit den Schwaben. Wir liefen einfach an der Anlage vorbei und schauten kostenlos rüber. Hihi. 




Es war wunderbar und absolut surreal, was wir sahen.










Nun waren wir am Ende unserer Nord-Tour angelangt und machten uns auf den Heimweg. Nach 40 Minuten waren wir wieder am Hotel, es war erst 14:40 Uhr. Ja, hier sind die Wege nicht weit…




Die Kinder sprangen in den Pool, wir Eltern ans Buffet. Ich musste dringenst etwas gegen meine blubbernde Magensäure unternehmen, um wieder Mensch zu werden.




Der Animateur legte eine Matte ins Wasser, Mika hatte riesigen Spaß. Jana war in eher ruhiger Stimmung, sie lässt sich durchs Hotel-Halli-Galli nicht ganz so sehr fesseln.




Ich filmte und fotografierte die Gänge übers Wasser des Sohnemannes und verlor dabei meinen Mann. Als ich ihn fand, musste ich lachen. Er spielte mit zwei anderen Gästen und einem Animateur so eine Art Mini-Shuffleboard-Spiel. Und wisst ihr, wer der Moderator war? Es war Mr Bingo Bingo BINGOOOO, der abendliche Kinderdisco-Clown. Hahaha…


Mein Mann muss nun damit leben, dass ich ihn als seinen Best Buddy bezeichne. Später beim Bingo rief er Mr Wonderer nämlich laufend beim Vornamen. Ja, ja, so entstehen Männerfreundschaften.




Fasziniert beobachtete ich die Damen beim Aqua Zumba, die mir, wie es schien, ihren Tag schon nach den Hotel-Programmpunkten gestalteten. 



Hier Mr Bingo:



Ich möchte nicht, dass es so klingt, als ob ich all dies hier verurteile oder überheblich abwerte. Keinesfalls. Ich schaue mit großen Augen zu, wie begeistert die Leute diese Art des Urlaubens zelebrieren. Manche sparen das ganze Jahr für einen zweiwöchigen Hotel-Animationsurlaub und sind hellauf begeistert. Im Familiengespräch kamen wir auf den Konsens, dass wir das dieses Jahr echt toll finden, uns mal so etwas anzuschauen, grundsätzlich aber lieber „die Welt entdecken“. Von einem Familienvater hier im Hotel weiß ich, dass er für 4 Leute, 2 Wochen Urlaubsfabrik 4000 Euro bezahlt hat. Das ist schon ne Hausnummer. Aber die machen das jedes Jahr und DAS ist für sie Urlaub und Erholung.


Mir fielen die Augen fast zu, es ging mir einfach nicht gut. So schmiss ich mich (sonnenbrandbedingt in Klamotten) auf eine Liege und schlief ein wenig. Mann und Tochter plantschten, Sohn beschäftigte sich anderweitig.


Gegen 18 Uhr puderten wir uns die Näschen und spazierten zum Spar in der Nachbarschaft um Aftersun Lotion und ein Fläschchen Wein zu kaufen.


Zurück im Hotel aßen wir zu Abend und spielten dann bei Live-Musik (klassische Hotel-Alleinunterhalter-Playlist à la „Love is in the Air“, „I wanna dance with somebody“, „Simply the best“, …) einige Runden Uno, mampften Chips (nope, kein Pommes Krimi heute) und tranken Wein, bzw. Bier und Softdrinks.





Kurz nach 23 Uhr gingen wir ins Appartement. Eigentlich mit dem Plan, draußen zu sitzen, doch es windete immer noch so doll.


Das Stündchen bis Mitternacht brachten wir mit „Wahrheit oder Wahrheit“ und einer Einführung in Telefonstreiche herum. Was sind wir nur für Eltern.


Mit dem Glockenschlag veränderte sich prompt mein Lebensjahr. Seufz. Nun kann ich die 40 schon fast sehen…


Ich wurde geknutscht und gedrückt und beschenkt. Was bin ich dankbar dafür, auch diesen Geburtstag im Kreise meiner liebsten Menschen zu verbringen. Dieses Mal auf einer Vulkaninsel, während es draußen wettertechnisch, als auch im übertragenen Sinne, stürmt.


Jana legte mich mit ihrem Geschenk rein: Sie „droht“ mit immer damit, mir mal eine Amigos-CD zu schenken. Diese hier war keine echte, sondern ein selbstgebastelter Massagegutschein. Oh, was freue ich mich auf die Massage, …


Das Buch, das ich bekam, die Biografie der Roxette-Sängerin, habe ich schon. Doch jetzt kann ich es auch lesen. Hatte ich das schon erzählt? Zu Weihnachten stand es auf meiner Wunschliste. In den Läden war es damals ausverkauft, da Marie Fredriksson gerade erst verstorben war. Meine Mutter hatte es daraufhin bei Ebay für mich gekauft, ganz begeistert, ein Exemplar zu erwischen. Erst als sie es in den Händen hielt, hatte sie erkannt, dass es tschechisch war. Seither liegt es bei mir und wartet wiederum auf Ebay darauf, gekauft zu werden. ;-)


Die Tarot-Karten-Sets, die ich bekommen habe, sind auch großartig. Ich bin da ein bissel schwurbelig und hab viel Freude an meinen Karten zuhause. Nun kann ich variieren. Mein Hauptgeschenk hatte ich bereits im Frühjahr bekommen und es ist seither mein täglicher Begleiter: Eine Fitbit Versa 2.


Wir waren allesamt hundemüde und fielen alsbald in die Kissen.













2 Kommentare:

  1. die Natur ist wunderschoen, find. Sowas karges kann mich ja auch begeistern. In Wasserparks gehen wir noch nicht mal in Nicht-Corona Zeiten, das ist wie die Hotelanlagen auch nicht unser Ding. Ich bin gespannt, wie der naechste Sommer aussehen wird, es wird fuer uns wohl wieder ein Camping-Sommer mit Land-Erkundung.

    Nochmal nachtraeglich alles Gute!

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    1. Dankschön!
      Doch, in Wasserparks gehen wir dann schon gerne mal. Am liebsten aber in Florida und (je nachdem, wen du fragst) mit Lazy River. ;-)

      Dafür können wir uns wiederum mit Camping nicht anfreunden. Wobei "Camping" für uns dann wohl ein Zelt wäre - ihr spielt da ja in einer ganz anderen Liga.

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