Samstag, 24. Oktober 2020

Lanzarote 2020 - der letzte Tag




Tag 8 - 03.09.2020 - Wie geht’s weiter?


Ich wachte, wie gewohnt, vor den anderen auf und verkroch mich ins Wohnzimmer, um Reisetagebuch zu schreiben. Während ich so auf dem Sofa saß, dachte ich - und das war kein „aktives Denken“, erschien eher wie eine Eingebung - vielleicht beginnst du besser mit dem Packen, heute wird der letzte Tag hier sein.


Wirklich wirklich ein merkwürdiges Gefühl, wenn es um mich herum friedlicher und sauberer kaum sein könnte, und dieses Szenario jetzt aber "Risikogebiet" genannt wird. Bis Corona kam, stand dieses Wort für mich immer eher für Bürgerkriegsgebiete...


Nun hatten wir ja eigentlich geplant, erstmal bis zum Mittag zu warten, ob die Reiseleitung sich von selbst meldet. Beim Frühstück entschieden wir uns dann aber um. Ich schaute im Internet nach und sah, dass morgen ein Flieger nach Frankfurt hier startet, bereits um 10:45 Uhr. „Das wird unserer!“ sagte ich meinem Mann.


Von der Lobby aus rief ich dann bei der Reiseleitung an. Wie es nun wegen der Erklärung Lanzarotes zum Risikogebiet weiter ginge, wollte ich wissen. Die Dame meinte freundlich, dass dies alles keine Auswirkungen auf unseren Urlaub hätte und der Rückflug, wie geplant, stattfände. Ob uns das nicht recht sei? Öhm - nein, ist uns nicht recht.


Ich erklärte ihr unsere Lage - dass wir unter diesen Bedingungen in Frankfurt stranden würden. Bei einer geplanten Landung um 23 Uhr würden wir mit Müh und Not das Testzentrum erreichen, bevor es schließen würde. Zugverbindungen nach Heilbronn gibt es in der Nacht nicht und das gebuchte Airport Hotel lässt uns nicht einchecken, wenn wir aus einem Risikogebiet kommen.


Sie seufzte und meinte, dass es da aber leider nicht viele Möglichkeiten gäbe - außer einem Flug morgen um 10:45 Uhr. Ohne zu zögern sagte ich, dass wir genau diesen bitte antreten möchten. Sie schaute nach und meinte, dass es wohl noch freie Plätze gäbe, sie aber erst anfragen muss. 


Eher retorisch fragte ich, ob uns dadurch nun Mehrkosten entstünden. „Gut möglich!“ meinte sie, das könne sie uns aber erst später sagen. Huch! Sie versprach, sich in den folgenden 2 Stunden zu melden.




Meinem Mann erzählte ich alles und auch er war erstaunt über die Aussage zu den Mehrkosten. Wenn doch eine Reisewarnung allen Pauschalreisenden eine kostenlose Stornierung ermöglicht, wieso sollte dann eine kostenlose Umbuchung nicht möglich sein? 


Er rief in Heilbronn bei unserem Reisebüro an. Dieser Herr erklärte wie folgt: Eine Pauschalreise garantiert uns nur den Transport nach Deutschland. Dass keine Züge in der Nacht fahren oder uns ein Hotel, das nicht Bestandteil der Pauschalreise ist, nicht aufnimmt, ist unsere eigene Angelegenheit. Er war sehr freundlich und bemüht, konnte uns aber nicht viel anderes sagen - auch nichts über entstehende Kosten. Dass wir die zwei Tage, die wir früher abreisen dennoch bezahlen, nehmen wir selbstverständlich auch voll auf unsere Kappe. Alles andere fanden wir dann doch ärgerlich. Er empfahl uns noch, nach Verbindungen nach Stuttgart oder anderen Flughäfen zu schauen. Taten wir - doch da gab es nix.


Per Mail schickte er noch die Preisliste eines Transferunternehmens. Wir wollten jetzt aber erstmal abwarten, was die Spanier für uns organisieren konnten.


In der Lobby sahen wir, dass die Schlange vor dem Tui-Tisch immer immer länger wurde. Wissend, dass es nur diesen einen Flug für uns gäbe, machte das doch ein wenig nervös. 


Nun, im Hotel herumzusitzen half auch nicht weiter - wir wollten den Tag noch nutzen, so gut es ging.


Das Örtchen Yaiza hatte mir so gut gefallen, dass wir dort noch einmal halten wollten. Das taten wir und gingen am Ortsrand ein wenig spazieren.














Dort war es auch, als das Handy klingelte. Es war die Reiseleitung: Es hatte alles geklappt - wir waren umgebucht worden auf den morgigen (einzigen) Vormittagsflug. Umbuchungskosten: Null. Gott sei Dank!!! Wir kommen nach Hause und werden nicht obdachlos in Frankfurt sitzen. 


Ich kontaktierte auch meine Mutter und schickte ihr einen Einkaufszettel. Einkaufen dürfen wir ja auch nicht, wenn wir zurückkehren, sondern müssen in Quarantäne, bis das Testergebnis da ist. 


Mit der Erleichterung kam nun aber auch die endgültige Gewissheit - wie ich es in der Früh schon geahnt hatte, war nun ganz plötzlich unser letzter Tag auf dieser faszinierenden Insel.





Der Blick aus dem Auto war grob in zwei Kategorien zu unterteilten:

a) top stylisch


b) naturbelassene Lavalandschaft


Der nächste Stop unserer Erkundungstour war der Lago verde. Joa, kann man man anschauen, doch es waren viele Touris dort und uns fesselte der grüne Teich nicht wirklich.










In der Nähe gab es auch noch eine Saline, bei der wir halten wollten. Salz aus diesem traumhaft schönen Meer wäre doch ein nettes Mitbringsel - für meine Mutter und uns selbst. 












Mit dem Wissen der morgigen Heimreise wuchs im Töchterchen das Bedauern eines nicht-Kaufes von einem Huhn. Jawoll, einem Huhn. Einem riesigen, kuscheligen, Plüschhuhn, dass sie, seit sie es im Laden (Deiland Center) gesehen hatte, „Bert“ nannte. 


Dies ließ sich sich gut mit dem Einkauf von Lebensmitteln (aufm Flieger gibts ja nix mehr) verbinden. Nach dem Mittagessen düsten wir also nach Playa Honda.



Dort „stolperte“ ich noch über eine total schöne Handtasche. Ups. Bert wechselte den Besitzer und wir sprangen noch eben in den Mercadona um uns mit Knabbereien und Gewürzen und Mojo Rojo einzudecken.













Was blieb nun noch? Richtig: Der Abschied von Pool und Meer.


Ich war zunehmend bedröppelt, nun all die „letzten Male“ durchzuexerzieren. Und dennoch so wahnsinnig dankbar, dass wir trotz der Weltlage die Möglichkeit bekommen hatten, das Seelenkonto mit so tollen Eindrücken zu füttern. 








Sommer - Sonne - Strand - 2020


Der Checkin verlief reibungslos, wir bekamen zum Glück, trotz Kurzfristigkeit und später Stunde Sitzplätze beieinander.





Ein letztes Abendessen, dann ein letzter Besuch beim Nachbar-Spar (der übrigens das gleiche Salz wie in der Saline verkauft….) und ein letztes Tässchen Pfefferminztee und alkoholfreie Cocktails bei Live Musik und dann kehrten wir in unser Beton-Matratzen-Häuschen zurück um Koffer zu packen.







Von der Terrasse verabschiedete ich mich als Erste, kroch ins Bett und schaffte es nun doch noch, mein Urlaubsbuch vollends auszulesen.


Gute Nacht, du schöne Insel. Es war mir eine Ehre, dich und deine sympathischen Bewohner kennenzulernen…




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