Mittwoch, 9. November 2016

Still wondering: Friede, Freude, Tofu-Kuchen



Ich bin wahrlich weit davon entfernt eine Heilige zu sein. Nein, auch chronische Sanftmut macht mich nicht aus. Und dennoch befinde ich mich gerade in einem Grübel-Marathon über die Menschheit. Ich meine es nicht lamentierend, nein, ich frage mich aufrichtig: Ist Frieden wirklich so schwer?

Egal wohin ich schaue, ich finde immer nur ein "gegen". Mütter bekriegen sich über Themen wie Impfen und Kinder-Ohrringe, Veganer finden Vegetarier doof, Fleischesser gründen Hass-Gruppen gegen Pflanzenfresser. Klasse 5 a findet Klasse 5 b ganz prinzipiell total daneben, während die alteingesessenen Dorfbewohner über die Neubaugebietsbevölkerung nur die Nase rümpfen können.

Im Grunde war ich immer der Meinung, dass Hilflosigkeit der Knackpunkt ist. Oder Machtlosigkeit. Fühlt man sich dadurch in die Ecke gedrängt, sieht die eigenen Anschauungen in Gefahr, dann entsteht Hass.

Aber mittlerweile staune ich (still wondering) darüber, wieviele scheinbar unwichtige Dinge den Menschen so nahe gehen, dass sie sich des destruktiven Hass-Gefühles annehmen. "Leben und leben lassen." sollte doch kein Wand-Tattoo-Spruch sein.

Grundsätzlich nehme ich erstmal jeden ernst. Ob ich seine Anschauungen teile oder nicht - ich versuche mich hineinzuversetzen. Doch so selten finde ich Logik. Im Zuge der Flüchtlingswelle lese ich drölfzigtausend Mal in den sozialen Medien Aussagen mit dem Grundtenor: "Näää, wieso Fremden helfen, wir haben hier selbst arme Leute!". Okay, kann man so sehen - muss man aber nicht. Fürchterlich unlogisch finde ich jedoch im Gegenzug die Tatsache, dass ich gerade beobachten muss, wie eine Hilfsspenden-Aktion für arme Kinder aus der Region (Frauenhaus, Obdachlosenheim) im Sande verläuft. Wo sind dann all die Leute, die zuerst den "eigenen Armen" helfen möchten? Oh weh - es klingt tatsächlich, als würde ich schimpfen. Die Tonart lässt sich schwer verschreibseln, ich wundere mich ganz aufrichtig.

Ist es Angst? Die ganze Welt steht Kopf, zwischenmenschlich, moralisch, politisch. Doch warum ist das so?

Ich träume davon, dass man bei den Kleinen anfängt, Frieden zu säen. Das gäbe mir Hoffnung. Erklären wir unseren Kindern, dass Lästern etwas doofes ist. Missgunst auch. Und dass es viel erfüllender und sinnbringender ist, für eine gute Sache einzustehen, als eine scheinbar schlechte zu bekämpfen.

Hach - für alle, die bis jetzt noch gelesen haben: Danke fürs Zuhören. Ich mach mir jetzt eine Tasse Tee. Und stoße mit mir selbst an: Auf all die "Fürs" und gegen all die "Gegens". Mist - ein Widerspruch in sich.

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