Mittwoch, 15. Februar 2017

Halbjahres-Elterngespräche - Schulwahldilemma 2.0


Es ist unglaublich, wie schnell immer das erste Schulhalbjahr verrinnt, wie ich finde. Das zweite hingegen zieht sich immer wie Kaugummi, während man sehnlichst auf den Frühling und dann die Sommerferien wartet. Zeit ist eine komische Sache...

Nundenn, es hilft alles "wondern" nix - die Zeugnisse sind fertig. Dieses Jahr erst mal nur eines bisher, nämlich das von Mika. Janas lässt noch ein wenig auf sich warten, da es mit der Schulempfehlung für die weiterführende Schule einhergeht. Doch eins nach dem anderen:

Wir sind glücklich und stolz mit Mikas Noten. Ja, es gibt ganz klar eine kleine Verschlechterung im Vergleich zu den Grundschulzensuren. Aber er ist jetzt in der 6. Klasse des Gymnasiums und somit finde ich, sind diese Ansprüche gar nicht vergleichbar. Und solange seine schlechteste Note die Musiknote mit 3,5 ist, möchte ich gar nicht meckern. Was jedoch echt schade ist, ist die Tatsache, dass er immer öfters frustriert ist, weil er auf Klassenarbeiten lernte (von sich aus, er macht sich selbst Druck), und diese dann nicht die erhofften Ergebnisse bringen. So geschehen in Deutsch (Aufsatz) und eben Musik. Ich bin kein Pädadoge und wahrlich kein Deutsch-Überflieger, dennoch erstaunt mich die strenge Notengebung in Aufsätzen, während Rechtschreibung und Arbeitseinsatz eher ins Nebensächliche abrücken. Argumentiert wird hier immer wieder mit dem modernen Berufsleben, in welchem es gilt, Vorträge zu erstellen und zu halten usw. Das sehe ich auch ein - doch ich bleibe auch bei dem Standpunkt, dass Aufsatznoten zu einem gewissen Anteil subjektiv ermittelt werden. Damit versuche ich den Sohnemann auch zu trösten. 

Den diesjährigen Elternsprechtag wollte ich darum auch nutzen, ein Gespräch mit der Deutschlehrerin zu suchen, was jedoch an deren krankheitsbedingten Abwesenheit scheiterte. Mittlerweile ist sie wieder da, ließ die Kinder jedoch zuhause ausrichten, dass sie die Sprechstunde nicht nachholen würde, da sie keinen Bedarf sehe, weil kein Kind versetzungsgefährdet ist. Hmmh - unser Terminanliegen zeugt offensichtlich nicht von genügend Bedarf. Nundenn... 

Den Musiklehrer durften wir jedoch näher kennenlernen. Er attestierte ein gutes Lernvermögen und wir konnten ihm erklären, dass die Schwierigkeiten des Notenlesens mitunter hausgemacht ist, da wir - die Eltern - beide kein klassisches Instrument spielen und somit nur schwierig unterstützen können, wenn es darum geht Bass-Schlüssel und andere Hieroglyphen zu erlernen. Er war sehr offen und meinte, dass er gerne jederzeit zur Verfügung steht, wenn wir gemeinsam auf dem Schlauch stehen und dass Mika auch immer und immer wieder nachfragen darf. Sehr schön - so sind Eltern-Lehrergespräche doch fruchtbar! Beim Betrachten der letzten Klassenarbeit kristallisierte sich auch sehr klar heraus, dass die einzige Schwäche, die ihn darin 1,5 Notenpunkte kostete, eben das Notenlesen war. Insbesondere das b hat er nicht verstanden (die Note "h" wird mit Vorzeichen zu einem "b"), sodass wir Mika lachend eine "B-Schwäche" diagnostizierten.

Auch in der Grundschule bekamen wir einen Termin. Den alles entscheidenden Wo-wird-es-unsere-Tochter-hinverschlagen-Termin. Hach... Wir kommen dem Ziel nur mit sehr langsamen Schritten näher.

Rein auf die Noten reduziert, rutscht sie knapp an der Gymnasialempfehlung vorbei. Doch dass sie dort nicht glücklich werden würde, wissen wir schon lange. Wir stehen nun - wohl bemerkt mitsamt ihrem Lehrer - noch immer vor der Wahl Gesamtschule vs. Realschule. Dass hier die Grenzen immer mehr verschwimmen hilft uns wahrlich nicht weiter. Unser Dilemma:

Gesamtschule:
Pros:
- ohne Noten
- bedarfsorierientiere Anforderungen
- kein Sitzenbleiben
- moderne Unterrichtsformen (wenig Frontalunterricht, sondern "Lernlabore usw.")

Contras:
- Schule ist erst seit kurzem Gesamtschule - vorher war es die Hauptschule
- die einzigen Kinder, die wir kennen, die dort sind, sind eher - öhm - "wild".
- zwingende Ganztagesschule

Realschule:
Pros:
- "klassische" mittlere Reife (wie wir es halt noch so kennen)
- zweierlei Niveau-Stufen ab Klasse 7 - mit halbjährlicher Wechselmöglichkeit
- keine Ganztagesschule
- Frontalunterricht mit klar geregelten Leistungsansprüchen

Contras:
- Frontaluntenrricht mit klar geregelten Leistungsansprüchen
- Befürchtung der "eingebauten Hauptschule" als bequeme Pubertätsoption

Es ist so schwierig, wir können uns einfach nicht entscheiden. Beide Schulen bieten nun noch Tage der offenen Türe an, auf die wir viel Hoffnung setzen. Wir möchten unsere Tochter weder unter- noch überfordern und vor allem an einem Ort wissen, an dem sie sich wohl fühlt. Dass ich die Ganztagesschule als Contra betrachte ist eine absolut individuelle Ansichtssache. Es ist großartig, dass es diese Schulform gibt. Für meine Kinder jedoch empfinde ich diese sehr langen Tage als eher negativ.

Wir sind eine offene, öko-hippie-veggie-alternativ-Gedöns-Familie (aufrichtig und leidenschaftlich) und man sollte meinen, dass wir darum auch die moderneren Unterrichtsmethoden (Grüppchen, Lernlabor, Kompetenzfeldarbeiten usw.) toll finden sollten. Leider haben wir aufgrund solcher Experimente ein Horror-Klasse 2-Jahr hinter uns, als unsere Tochter komplett unterging. Sie wurde in dem unstrukturierten Lernsystem schlichtweg übersehen. Lächelte in der Schule tapfer, während wir zuhause bis spät abends versuchten, ihr die Inhalte näher zu bringen, die sie im Klassenzimmer hätte lernen sollen. Es war furchtbar. Ganz sicher auch deshalb, weil zum einen die Lehrkraft null Erfahrung darin hatte und zum anderen dieses Experiment erst mit Janas Klassenstufe begann. Das ändert jedoch nix an unserem Vertrauensproblem...

Wir grübeln weiter. Schon bei Mika hat der Schnuppertag damals alles entscheiden können - darauf hoffen wir jetzt auch für unsere Kleine.

So long...

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