Montag, 16. April 2018

VODOSOWO - büffeln, vorstellen, mampfen und beten


Donnerstag. So langsam wird mir klar, dass ich mehr Gas geben muss mit dem Lernen, denn am Wochenende in einer Woche ist es soweit. 

Nun wird ein solches Szenario in Film und Fernsehen gerne romantisiert. Hübsche Damen mit stylischem Messy-Dutt aufm Kopf sitzen adrett vor den dicken Skripten und lernen entspannt und erfolgreich, ablenkungsfrei für das große Ziel - die Abschlussprüfung, während sie immer wieder, klug nickend an einer Oversize-Tee-Tasse nippen.

Soweit die Theorie. Bei mir sieht das leider etwas anders aus: Hochmotiviert mache ich mich daran, ganz gezielt sämtliche andere Lebensbereiche zu vernachlässigen und sitze nur durch einen sonnigen Frühlingsgassigang mit Annie unterbrochen...


... strubbelig, zweifelgeplagt und Hirnwendungen-Yoga-machend auf dem Sofa und versuchte mir sinnige Eselsbrücken zum Auswendiglernen von Vitaminen, Nährstoffen, Lebensmitteln und (mein persönlicher Horror) Zahlen/Werten zu gestalten.

Als das Telefon klingelt bin ich zu langsam - die Mailbox geht ran und ich verschiebe das Abhören auf später. Ganz frauenuntypisch bin ich nämlich nicht wirklich multitaskingfähig. Schwerer Fehler. 

Erst gegen 17 Uhr fällt mir ein, dass da ja noch was war. Und es war ein Anruf von Frau E. 
Frau E. ist eine potentielle neue Chefin. 

Nochmal kurz, zum Verständnis: Ich habe kürzlich meinen Arbeitsplatz gekündigt. Nach über 8 Jahren. Ganz entgegen meiner Natur habe ich das getan, ohne schon etwas Neues zu haben. Doch es war einfach an der Zeit, und ich glaube, wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich aus Bequemlichkeit, bzw. der Sorge vor dem Verlassen der eigenen Komfortzone noch ewig unglücklich weiter gemacht.

Trotzdem: Die Kündigung war ausgesprochen und nach der ersten Erleichterungseuphorie kamen langsam die Sorgen. Drei Bewerbungen hatte ich geschrieben. Eine blieb (bislang) unbeantwortet, eine Absage flatterte ins Haus und ein Anruf ging ein - von Frau E. So hatte ich nun für den 20. einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Eigentlich...

Denn strubbelig, absolut nicht in "Stell-mich-ein-ich-bin-hochkompetent"-Verfassung höre ich nun meine Mailbox ab, auf welcher eine Nachricht von Frau E. ist, ob wir das Gespräch vorverlegen könnten auf den morgigen Freitag. 

Uff. Einerseits ein Schock, andererseits ganz gut, denn so habe ich gar keine Zeit, vorher großartig nervös zu werden. Und nein - aufgescheuchtes Skripten-ins-Eck-Schmeißen und Kleiderschrank-zerfleddern auf der Suche nach einem geeigneten Outfit zählt ja nicht zur Nervosität. Und auch, dass ich hektisch meinen Mann anrufe und ihm klarmache, dass ich nicht zuhause bin, wenn er kommt, weil ich jetzt doch noch ganz dringend Hosen kaufen gehen muss, ist nur ein Ausdruck meiner Gelassenheit... Arghh! 

Freitag.
Nicht irgendein Freitag. Ein Vorstellungsgesprächsfreitag. Und noch dazu Freitag, der 13.
Ich war am Donnerstag doch nicht mehr Hosen kaufen. Eine meiner neuen, kürzlich in Mannheim erworbenen ist schick genug. Ein klein wenig kurz unten, doch das macht nix aus, denn ich möchte Pumps tragen.

Am Vormittag muss ich noch arbeiten, dann düse ich schnell nach Hause, schmeiß den Kindern eine Pizza in den Ofen, bevor ich mich umgestylt auf den Weg mache.

Zurzeit schweben wir hier ja glücklich durch die sonnigen Frühlingstage. Darum auch die Idee mit den Pumps. Hmh. Nunja. Was soll ich sagen? Der heutige Freitag zeigt sich so:


Schuhtechnisch muss ich also dermaßen improvisieren, dass ich mich nur gaaanz vorsichtig hinsetzen, bzw. aufstehen sollte, damit die Hosenbeine nicht aus den Stiefeletten rutschen. Nundenn - am Schuhwerk solls ja nicht scheitern.

Durch Regen und Wind (den Schirm hat's zerlegt) stakse ich also Hosenbein kontrollierend durch die halbe Stadt und möchte gar nicht wissen, wie ich ausseh... 

Offensichtlich jedoch nicht ganz so schockierend, denn das Gespräch läuft außerordentlich gut. Noch nie habe ich am Ende eines Vorstellungsgespräches gehört: "Wir würden uns freuen, wenn es Ihnen bei uns gefällt." Wow! Nun ist es so, dass ich am kommenden Mittwoch nachmittags zum Hospitieren kommen darf und mich dann ggf. am Freitag noch einmal mit Frau E. zusammensetze um die Details zu besprechen. 

Die Stelle selbst ist in Teilzeit und in der gleichen Branche, in der ich bislang auch arbeite: Bildung. Bislang hab ich es jedoch nur mit wohlsituierten Erwachsenen zu tun, der neue Job wäre mit Kindern, Jugendlichen und auch Immigranten. Ich finde das total spannend und bin echt Feuer und Flamme. Sehr gespannt bin ich nun auf den Mittwoch und ich würde mich echt freuen, wenn das alles klappt. Es gälte hier innerfamiliär einiges umzustrukturieren, da ich auch nachmittags bzw. abends mal weg wäre, doch ich denke, dass das den Kindern mittlerweile zuzumuten wäre.

Das Gespräch ist vorbei, nun stiefele ich wieder durch Sturm und Wind ans andere Ende der Stadt zu meinem Auto. Meine Hosenbeine und Fönfrisur sind jetzt wurschd, ich bin ganz beflügelt von dem angenehmen Gespräch. Ich zücke mein Handy - huch - die Mailbox blinkt. Mika hat angerufen. Oh oh! 

Ganz klar hatte ich gesagt, dass ich nicht angerufen werden darf, bitte nur Papa anfunken, ich habe ein superwichtiges Gespräch. 

Nundenn - offensichtlich ein Notfall. Mika's Nachricht beginnt in etwas so: *rasendschnellsprechend, da nicht stören wollend* "Mama, ich weiß, ich soll nicht anrufen. Aber das ist wichtig. C. fragt, ob ich heute Zeit hab. Und die kann doch sonst nie! Darf ich? ...."

So, nun fasse ich mich etwas kürzer, das wird sonst ein Roman.

Auf der 20 minütigen Heimfahrt erledige ich folgende Telefonate:
- Göttergatte updaten über das Gespräch
- Mika erlauben, sich mit C. zu treffen
- Jana anrufen, dass ich früher heim komme, als erwartet
- meine Mutter updaten über das Gespräch
- Jana zurückrufen - ja, auch sie darf zu einer Freundin (bei der sie noch nie war)
- Mika's Anruf entgegennehmen, dass C. gerne auch noch zu uns kommen möchte
- Jana beauftragen, sich die Adresse dieser Freundin geben zu lassen

16:40 Uhr: Zuhause angekommen ist Mika schon weg. Ich hatte ihm gesagt, er könne ab 17 Uhr mit C. zu uns kommen, ich würde nur noch schnell Jana wegbringen.
Diese steht in kurzen Hosen und Kniestrümpfen freudig im Eingang, weil sie endlich zu diesem Mädchen darf. Näää - umziehen! Erstbesuch - also bitte nicht Flodderslike...

Sie gibt mir die Adresse. Diese Straße kenne ich gar nicht? In welchem Ortstteil ist das denn? "Oh Mama, die wohnt nicht hier. Die wohnt in Blablablubb."

Lange Rede kurz: weit, weit weg. 20 Minuten Fahrt - EINFACH. Und das, wo doch Mika mit seiner Freundin in Kürze auf der Matte stehen würde. Ohne Schlüssel. Im Regen. Zum Glück erreiche ich ihn noch und die beiden finden vorübergehend Obdach bei C.

...

Am Abend sitzen wir alle gemeinsam auf dem Sofa und schauen Let's dance. Alle happy. Auch, wenn ich alleine für Jana's Ausflug 80 Minuten Dorf-hopping-Tour hinter mir hab...


Samstag. Heute gibt es weniger Text. Und mehr Sonne! Da wir am Nachmittag einen Termin haben, packen wir nur einen kleinen Ausflug vorneherein. Wir haben riesigen Spaß am Lebensmittel-jagen. Nach dem Asia Shop wollen wir nun einen türkischen Supermarkt unsicher machen. Und das tun wir...




Wir wollen Oliven in rauen Mengen kaufen, da Mr. Wonderer gerade kreativ am Einlegen ist. Jamm!


Diese (mehr oder weniger) Leckereien fanden den Weg in unseren Wagen...


Nach einem kurzen Zwischenstopp im weihnachtlichen Burger King (!?!)...


... geht es noch zu Deichmann, denn die Kinderfüße sollen nicht länger schwitzen. Nun ist es übrigens soweit: Ich könnte mit den Kindern Schuhe tauschen. Mika hat die 42, Jana die 41. Familie Bigfoot halt...


Dann ist es soweit. Ich habe meinen Tattoo-Beratungstermin. Leider habe ich das Gefühl, dass wir auf verschiedenen Wellen surfen (hmmh, wie drückt man das aus, wenn die Wellenlänge nicht stimmt?), und dennoch, dank Unterstützung meines Mannes, ausgedruckter Basteleien, dem Erklären von "männlichen Bobbeln und weiblichen Bobbeln", dem schnörkerlicheren Verlangen nach rankenartigen Konstrukten mit und ohne Schattierung, kommt zum Ende ein Entwurf raus, der das darstellt, was ich gerne hätte. Tattoo Termin ist im Juni. 


Zurück zuhause gehen meine Lieben noch radeln und Fahrräder putzen, während ich etwas sportele.

Und das hier ist auch noch wichtig: Meine neue, große Liebe, die übrigens das Wochenende nicht überlebt hat: geröstete Aubergine. Boah, so lecker - keine Ahnung, wie ich ohne dieses Zeugs bisher leben konnte. 




Sonntag.
Mika geht in die Kirche. Jawoll! Weil er's muss, denn er ist nun höchstoffiziell ein Konfis-Kind und muss sein Kärtchen voll bekommen. Ich glaube, 25 mal sind das Muss. Ist aber gar nicht so schlimm, denn er ist dort mit seiner Freundin verabredet und Frühaufsteher ist er ohnehin.

Während er also brav seinen Pflichten nachkommt, muss Jana (wieder ewig) Hausaufgaben machen, und ich geh mit Annie raus.



Und dann passiert so ein ganz zufälliger Moment, der total banal erscheint und dennoch schön ist. Ich treffe meinen Mann. Wann passiert sowas schonmal? Den eigenen Mann zufällig zu treffen. Der ist mit dem Fahrrad unterwegs - sein liebstes Hobby in den wärmeren Monaten. Auch Annie ist ganz aus dem Häuschen, das Herrchen zu sehen. Er versucht mal, ob sie nebenher laufen würde. Würde sie. Aber nicht lange, die Beinchen sind halt doch arg kurz.




Am Nachmittag fahren wir in einen Ort, in dem es ein Frühlingsfest geben soll. Wir waren da schonmal und fanden es ganz nett. Also, nix wie hin...




Leider ist da außer Ufftatta-Musik nicht viel los, das haben wir besser in Erinnerung. Nundenn, Hunger haben wir trotzdem...







Am Ende des Festchens ist einfach noch zuviel Tag und Tatendrang übrig. Wie gut, dass in der benachbarten Kreisstadt verkaufsoffener Sonntag mit Streetfood Festival ist.

Direkt neben dem Parkplatz entdecken wir einen Tuk Tuk Shuttle zum EKZ. Coole Sache - sind wir gleich dabei - die Kinder freuts! Die Eltern auch...




Auf dem Parkplatz des EKZ ist das Streetfood Festival. Ziemlich klein, aber mit schöner Stimmung und Live Musik.


Da wir aber noch satt sind, bummeln wir erstmal durch die Läden. Jana ist derzeit scharf auf ein Skateboard. Unsere Argumentation, dass wir auf einem Berg an einer Hauptstraße wohnen ist für sie nicht schlüssig... 


Ich finde ja die hier echt klasse:



Wir schlendern an den Essensständen vorbei...



... snacken ein paar gefüllte Weintraubenblätter ...




... und spazieren wieder die Tuk Tuk Strecke, dieses Mal jedoch zu Fuß, zurück zum Innenstadt-Parkplatz. Dort ist noch ein kleiner Rummel, doch der ist wenig reizvoll...



Nur wenige hundert Meter weiter halten wir schon wieder an. Denn da findet ein Flohmarkt statt. Drei von uns Vieren mögen Flohmärkte echt gerne. Wer errät, wer der Flohmarkt-Muffel ist? ;-)


Wir Mädels werden fündig - für je 50 ct...




Zurück zuhause sind die Kinder noch immer nicht platt genug. Mika übt ein letztes Mal seine Greg-Präsentation für Montag und fährt dann mit seiner Schwester mit dem Fahrrad in den Nachbarort zum Bike-Parcour. 

Und DANACH sind auch die Wonderer-Junioren endgültig Sofa-reif.

Ein schöner Wochenendausklang ist die abendliche Gassi Runde, vorbei an duftenden Bäumen.




Und nun geht's in die neue Woche. Eine spannende wird's wohl werden. Mit Probe-Arbeiten, Greg Präsentation und Abschlussprüfungen. 








4 Kommentare:

  1. Viel GlÜck beim Probearbeiten!!!!

    AntwortenLöschen
  2. Morgen ist der besagte Mittwoch und da möchte ich ganz viel Glück wünschen!!!

    Ich mag Freitag, den 13. gerne. Bei uns ist die 13. eine Glückszahl. Als wir unser Haus vor 6 Jahren kauften, war der Closing Day auch am Freitag, dem 13. (April).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank, Hedda! Ich bin schon sehr gespannt! Das mit dem Freitag, den 13. hatte ich auch eher zwinkernd gemeint - ich glaube nicht, dass Glück oder Pech von einer Zahlen-Wochentags-Kombination abhängt. Wobei - bei euch wohl doch, denn ihr habt ein wirklich schönes Haus und scheint euch darin wohlzufühlen. ;-)

      Löschen