Dienstag, 12. März 2019

Wonderers unterwegs: München Tag 1 - Dachau // mit Video


Im Herbst hatten wir geplant nach München zu fahren. Denn Weihnachten 2017 bekam Mr. Wonderer von mir einen Gutschein für die Jochen Schweizer Arena. Kurz vor der Hotelbuchung jedoch wurde meine Kollegin krank, sodass wir die Reise verschieben mussten. 

Ende Oktober sollte es dann soweit sein. Hotel war gebucht, Jochen Schweizer Termin reserviert. Auf halber Strecke kehrten wir dann jedoch um, da meine Schwiegermutter unerwartet schwerst krank wurde.

Da man den Termin nicht einfach "gutschreiben" konnte, musste man ihn direkt auf einen neuen Tag festlegen. Also taten wir das mehr oder weniger blind - einfach in den März hinein. 

Nun also war es soweit. Alle waren gesund, meine Kollegin hatte zwar vergessen, dass ich frei haben würde, konnte aber arbeiten - (uff) - und so starteten wir freitags in Richtung München.






Der erste Stop jedoch war das Konzentrationslager in Dachau.

Wir waren ganz erstaunt, wie zentral es liegt. Es gibt tatsächlich Wohnhäuser mit Balkonblick ins KZ. Sehr befremdlich.

Wir hatten die Kinder auf das Thema vorbereitet und gingen relativ offen hin. Denn dieses dunkle Kapitel ist Teil der Geschichte und sollte uns doch nicht in Vergessenheit geraten.

Es waren sehr viele Leute da. Schon auf dem Parkplatz stellten wir fest, dass viele Touristen aus dem Ausland darunter sein mussten. Autokennzeichen der Schweiz, Italien, Österreich, GB, ... 

Man wird hier ja in Deutschland immer wieder mit der Schuld der Vorfahren konfrontiert. Und ich habe dies auch immer so empfunden - war ich selbst doch noch nicht geboren, als diese schlimmen Dinge geschahen. Nicht mal meine Mutter war damals geboren. Nun aber, unter all den ausländischen Touristen, fühlte es sich für mich sehr bedrückend an, Deutsche zu sein. Schwer zu erklären...








Wir besichtigten zuerst den Bunker. Man las von vielen Greueltaten der Wärter. "Möchtest du den Charakter eines Menschen kennenlernen, dann gib ihm Macht." Alleine das Geräusch meiner Schritte auf dem Flur lies mir schlecht werden, weil ich mir vorstellte, wie es sich auf der anderen Seite der Zellentüre angefühlt haben muss, wenn man eben solche Schritte hörte und nicht wusste, was auf einen zu kam. 

Im Bunker gab es Einzelhaft und Dunkelhaft. Essen nur alle 4 Tage. 







Eine Audiotour war möglich - haben wir aber nicht gemacht.



Nach dem Bunker gingen wir ins Museum. Dieses wird erst ab 12 Jahren empfohlen. Jana ist erst elf - doch ich schaute, dass sie nie allein war und ich glaube, manche Fakten waren auch einfach zu "surreal", als dass sie sie richtig wahrnehmen konnte. 

Es gibt einen Gedenkraum...



Die Dicke dieses Buches machte sehr traurig. Jede Zeile war ein Mensch. Mit Leben. Mit Familie. 


Einen Film schauten wir lieber nicht. Die Fotos waren schon erschütternd genug.


Dies war der Blick aus dem Museum hinüber zu den Wohnbaracken.




Wir sollten nie vergessen, was Menschen schon alles zugelassen haben. Und dafür sorgen, dass so etwas nie mehr geschieht.


So waren die Gefangenen untergebracht, die nicht im Bunker waren.




Am anderen Ende des KZs sind nun Gedenkstätten. Hier die jüdische:


Die viereckigen Grundrisse zeigen auf, wo weitere Barracken standen.


Wenige Meter außerhalb liegt das Krematorium. Ich wollte und konnte dort keine Fotos machen. Es wurde mir schlecht und es war unerträglich in Räumen zu stehen, in denen Morde geschahen und einst Körper gestapelt worden sind.


Auch darüber zu schreiben fühlt sich nicht schön an. 
Ich bin eine erwachsene Frau und wusste, was wir uns da anschauen würden. Zwei Erkenntnisse waren für mich jedoch neu:
Zum Einen, dass ich eben doch Schuldgefühle habe, aufgrund meiner Nationalität. Die Touris um uns herum schauten sich irgendwie als Außenstehende die dunkle Geschichte Deutschlands an. Diese "Außenstehen" war mir gefühlsmäßig nicht möglich.
Und zum Anderen war es das erste Mal, dass ich in live in Berührung mit der Geschichte kam. Alles, was mit dem 2. Weltkrieg zu tun hat, hatte ich bisher nur in "schwarz-weiß" im Kopf, durch Geschichtsbücher usw. Schritte auf den Fluren, Farbe an den Wänden, zynisches Vogelzwitschern an einem Ort des Grauens.

Ich war nicht unglücklich, als wir fertig waren und weiterfuhren...

Nächster Stop: München


Auf dem Weg von der Tiefgarage kamen wir hier vorbei. Bayer-Klischee schlechthin, gell...


Wir wohnten im Novotel Suites Parkstadt Schwabing. Ganz bewusst hatten wir hier gebucht, weil wir es so super fanden, dass man uns aus Kulanz die geplatzte Buchung (Schwiegermutter) erstattet hatte.


Das Zimmer war riesig. Unter dem Doppelbett versteckte sich ein weiteres, herausziehbares Einzelbett.





Wir kauften eine Familienkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel und marschierten 3 Minuten bis zu S-Bahn-Haltestelle.





Damit fuhren wir bis zur Münchner Freiheit, ...


...  wo ich über den gepflegtesten, saubersten und schönsten U-Bahnhof, den ich je gesehen habe, staunte. Alles war blitzblank. Klassische Musik tönte aus den Lautsprechern.


Am Marienplatz stiegen wir dann aus um erste München-Eindrücke zu sammeln. 




Welt-Frauen-Tag-Demo


Wir waren hungrig und auf der Suche nach einer Möglichkeit, alle vier happy zu werden. Gar nicht so einfach..


Achja- die Straße, die wir entlang bummelten heißt Kaufingerstraße. Aus irgendeinem Grund lasen wir jedoch Käsefingerstraße. Klar, dass sie von nun so genannt wurde. ;-)


Am Stachus angelangt, waren wir noch immer hungrig. Die Laune sank.


Es gibt dort eine unterirdische Passage, wo wir dann letztlich fündig wurden.

Erst die Tasse...


... dann die Schüsseln. ;-)



Mit gefüllten Mägen (die Kids hatten Pizza und Asiabox - also wieder dreierlei Gastronomien) lies es sich dann auch gleich viel besser bummeln. 

Das hier war Mr. Wonderers Traum:



... und auch hier gabs Platten:



Es wurde dunkel. Auf gut Glück wollten wir noch beim Hofbräuhaus vorbeischauen. Direkt daneben ist auch das Hard Rock Cafe.




Wir waren sehr erstaunt, wie riesig das Hofbräuhaus ist. Und voll wars.... Klar, Freitag Abend. Wir blieben aber hartnäckig und ergatterten tatsächlich einen Platz.





... unser Menu: 


Irgendwann waren wir dann aber auch echt platt und traten die Heimreise an.


Im Hotelzimmer machten wir es uns vor dem Fernseher bequem, naschten Chips und kosteten noch einen "Geheimtipp":


Hier noch das Video zum Tag:



... Fortsetzung folgt ...

2 Kommentare:

  1. Das mit "unserer" deutschen Vergangenheit, da geht es mir auch wie dir. Man fühlt sich einfach nur "schuldig". Ich glaube, das liegt daran, dass man uns das so sehr in die Seele geschrieben hat, damit es sich nicht wiederholt. Es wurde im Schulunterricht immer wieder beigebracht, das Thema ist in unzähligen Filmen vertieft worden usw. usf. Ganz anders sehe ich das aber hier in den USA. Hier fuehlt man sich nicht wirklich schuldig / verantwortlich für das, was mit den Indianern passiert ist, dass sie fast ausgerottet wurden und in unfruchtbare Gebiete verdrängt wurden. Hier funktioniert die Verdrängungspraxis auf jeden Fall sehr gut.

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    1. Mhhm. Ich hatte immer den Eindruck, dass einem, wie du schreibst, die Schuld "eingeredet" wurde, von klein auf. So richtig "gefühlt" habe ich das jetzt aber erst unter all den Menschen dort.
      Damit will ich keinesfalls sagen, dass mir die Schwere und Grausamkeit dieser Verbrechen nicht schon zu vor sehr zu schaffen machte. Aber die Logik, dass ich nicht an etwas schuld sein kann, bei dem ich nicht dabei war, verbannte echte Schuldgefühle.
      Darum war ich überrascht, wie sie plötzlich dennoch auftauchten.

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