Dienstag, 24. Juli 2018

Seelenstriptease - wenn das Leben sich neu ordnet


So, der letzte Eintrag ist nun schon ca. 4 Wochen her. Und ich könnte nun wieder Bilder von Wochenendausflügen und leckerem Essen zeigen. Doch danach ist mir nicht. 

Dies wird ein Eintrag ohne Bilder mit (wahrscheinlich) viel Text. Es könnte zum Teil ein wenig nach Jammern und Lamentieren klingen - ist es aber nicht. Doch mein Leben besteht nicht nur aus spaßigen Ausflügen, sondern eben aus vielen Ups und Downs und manchmal einfach aus (gefühltem) Chaos. 

Darum lass ich jetzt mal blogtechnisch die Hosen runter und erzähle, warum ich zur Zeit nix zu erzählen habe, oder schlicht und einfach nicht zum Erzählen komme.

Wer schon eine Weile mitliest, der weiß, dass wir den großen Traum des Auswanderns hegten. Das letzte Jahr über sah es ganz danach aus, dass der Plan aufgehen würde. Wir prosteten uns Neujahr siegessicher zu, da wir zu dem Zeitpunkt gleich zwei offene Wege über den Teich sahen.

Angesichts des vermeintlich großen Umbruchs ließ ich hier ganz arg viel schleifen. Privat, beruflich, ... alles in der Aussicht, dass sich ohnehin bald alles ändern würde, wir würden ja weg ziehen. Das fängt mit den Wänden im Haus an, die mal einen Anstrich nötig hätten und geht bis zum Job, unter dem ich schon länger litt, den ich aber gedachte, "noch ein wenig auszuhalten", da - naja, klar, ihr wisst schon...

So. Nun scheiterte ja der große Plan, noch bevor er begonnen hatte. Kein Jammern an dieser Stelle - schlichte Nennung der Tatsache: Ich war echt geschockt. Zu sicher waren wir uns. Und nun stand ich da, im vernachlässigten Deutschland-Leben, irgendwie orientierungslos. Klingt komisch, gell? Issaberso.

Und wenn ich nun schon hier saß und Trübsal bließ, konnte ich genauso gut auch ein paar Bewerbungen rausschicken. Völlig emotionslos, fast schon trotzig, à la "Was hab ich schon zu verlieren..."

3 Bewerbungen gingen raus, 1 wurde zum Job (ich berichtete). Wow - huch, das Leben nahm plötzlich wieder Geschwindigkeit auf.

Beworben hatte ich mich auf die "Büroleitung"-Stelle. Eingeladen wurde ich zum Vorstellungsgespräch mit der Aussage, es hätte sich alles ein bissel geändert, diese Stelle würde auf zwei Leute aufgeteilt werden. Ob ich mir das vorstellen könnte, denn es handelte sich nun um einen größeren Standort, als zunächst angenommen. Klar, wieso nicht? 

Es kam zum Vertragsabschluss. Beim Unterschrieben seufzte die Chefin und meinte, "Das Häkchen kann ich halt nur einmal setzen", und setzte somit mein Häkchen auf das Kästchen bei "Büroleitungsvertretung". Uff. Ich fragte nach: Alles rein formell, wir sind alle gleich, keinen Hierarchien.

Okaaay. Ich schluckte, doch das ging alles viel zu schnell. Ich war nun sehr gespannt auf die andere Dame, mit der ich mir die Stelle teilen sollte. Ich lernte sie kennen - und war geschockt. Eine wirklich sehr nette Frau, gar keine Frage. Aber absolut branchenfremd. Sie kam aus dem Einzelhandel. Hatte Angst vor Computern. Vielleicht reicht es als Erklärung, dass sie bis heute (3 Monate später) noch immer nicht weiß, wie man einer E-Mail einen Anhang beifügt.

Es schien, wie wenn sich alles wiederholt in meinem Leben. Schon in den letzten acht Jahren war es so, dass ich die "Assistentin" war - die letztlich jedoch die allermeisten Aufgaben übernommen hatte, immer unter den Deckmantel des "Mach du das, du kannst das besser!". 

Ich arbeitete nun drei Monate lange in diesem Team, wurde hochgelobt von der Chefin und den Kollegen, fand ich mich auch wirklich schnell ein. 

Die andere Hälfte der Stelle hat nun aufgegeben. Morgen ist ihr letzter Arbeitstag. Sie war komplett überfordert und sah das nun auch selbst ein.

Bislang wurde noch nicht geklärt, wie diese "Stundenlücke" im Büro nun gefüllt werden soll. Nun stehe ich vor der Situation, dass sich meine Kinder auf die Ferien freuen, die übermorgen beginnen, ich jedoch von einer Zeit der 40 Stunden Wochen ausgehen sollte. Spontan. Ohne Kinderbetreuung (ich habe die beiden ja nirgendwo angemeldet, in der Annahme, nur Teilzeit zu arbeiten).

In den letzten beiden Monaten habe ich bereits 40 Überstunden gesammelt. Doch es ist nicht nur das Arbeitszeitenchaos, das mir zu schaffen macht. Auch mein Ego zwickt gewaltig.

Selbst wenn wir im Büro alle gleich sind - ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir das Häkchen bei Büroleitung nun doch echt auch wichtig wäre.

Dies äußerte ich auch meiner Chefin gegenüber. Darüber habe sie noch gar nicht nachgedacht... Hmmh. Okay, dann muss ich mir das wohl erkämpfen. Sollte ja machbar sein, so, wie ich über den grünen Klee gelobt werde.

Tja, nun startet jedoch das sich-Beweisen von neuem. Denn gestern platzte die große Bombe. Einer von drei Geschäftszweigen an meinem Standort bricht jetzt weg. Damit bekomme ich auch neue Vorgesetzte. Solche, die ich noch gar nicht kenne. Und die mich nicht kennen. Die ich jetzt von neuem davon überzeugen muss, dass ich gut bin und es eeeeendlich auch verdient hätte, Häkchen verpflanzt und Leistungen anerkannt zu kommen.

Es ist alles so fürchterlich chaotisch und ermüdend zur Zeit. Jetzt der Jammerteil (neeein, das alles zuvor war kein Jammern, eher ein Seufzen ;-): Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann fällt das Kämpfen um ein Vielfaches schwerer, weil ich ja eigentlich noch immer im Herzen gar nicht hier sein will. Ich sollte doch mittlerweile Container packen... Schnüff.

So. Taschentuch weg, weiter zur Chaos-Faktenlage: 
Während ich ganz verbissen gearbeitet, gelernt und mich "bewiesen" habe, mit dem positiven Effekt der Ablenkung von Grübelein, hat ja mein Mann im Job nicht locker gelassen.

Seine Firma ist Teil einer größeren Firma, die wiederum Teil eines noch größeren Konzerns ist.

Die Versetzung, die gescheitert ist, war der mittelgroße Teil. Er hat jedoch in der nächst höheren Instanz weitergemacht mit den Bewerbungen. Dort traf er auch auf eine fleißige Zuständige. Lange Rede kurz: Wir drehten uns hier, mit Ups und Downs, im Kreise und landeten wieder bei dem Boss, der meinte: "Ja, bewerben Sie sich ruhig weiter." Außer dieser wohlwollenden Worte kam nix bei rum. Mein Mann ist nun frustriert und hat jetzt sämtliche Bemühungen firmenseitig gestoppt. Er ist einfach nicht "wichtig" genug, das müssen wir nun so hin nehmen. Krass war nur, als wir erfahren haben, was es die Firma kosten würde, ihn zu versetzen. Wir dachten, das wäre viel teurer. 

Sooo, dies zu unseren Jobs. 

Nun stehen also die Ferien vor der Tür. Die Kinder freuen sich riesig drauf, ich selbst weiß wirklich noch nicht so richtig, wie ich alles organisieren soll (Oma ist berufstätig und im Urlaub), und der Urlaub rückt näher.

Die Kinder freuen sich wahnsinnig auf Florida. Wir Eltern natürlich auch. Und auch, wenn es nicht mehr all zuviele Tage bis dahin sind, passiert azuvor noch so vieles... Neue Chefin, neuer Arbeitsvertrag (?), neuer Kampf ums Häkchen.

Das ist jetzt Heulen auf hohem Niveau, ich weiß: Aber mir ist auch ein wenig mulmig vor der Reise in das Land, in dem ich eigentlich hatte bleiben wollen. 

Ich versetze mich jetzt aber ganz zielgerichtet in den Vorfreude-Modus. Ursprünglich wollte ich auch mal all unsere Reisen hier im Zuge von tbts dokumentieren. Das ist jedoch wesentlich aufwändiger als gedacht, da die Fotos in den Jahren nie so gemacht wurden, dass sie ins Internet könnten.

Aber vielleicht bekomme ich ja eine abgespeckte Version hin (s.u.).

Wer bis hierher durchgehalten hat: Danke, fürs Zuhören. Ich weiß nicht, ob ich verstanden werde, mit meinem Hirnquark, den ich versuche zu artikulieren. Und ich bin mir dessen bewusst, dass ich es extrem gut habe, im Vergleich zu anderen. Aber letztlich ist es ja mein virtuelles Tagebuch, und da muss dann auch mal so etwas hinein. Und wer weiß, wie's mir geht, wenn ich das in zwei, drei Jahren lese... ;-)

NACHTRAG:
Ich war fleißig und habe die ersten USA-Reisen nun verfasst. Morgen geht's los mit den Rückblicken, auch auf die Gefahr hin, dass dies hier der komplette Florida-Overload wird... 
Himmel, wie klein die Kinder da noch waren... 




3 Kommentare:

  1. Ja, da passiert es einfach das Leben ;)

    Ich persönlich lasse ja auch mal gerne mit dem Stift Dampf ab und kann das wirklich nur weiterempfehlen. Es ist schon was dran mit "von der Seele schreiben"...

    Die Auswanderungsgeschichte hat uns ja auch lange beschäftigt und es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Vielleicht funktioniert es ja doch irgendwann, wenn es so sein soll, dann wird es schon irgendwie klappen. Zur Not vielleicht mit einem neuen Arbeitgeber...wie ich das so aus meinen Steuererklärungen sehen kann, gibt es viele Arbeitgeber, die nicht abgeneigt sind Leute zu verschicken, auch mit nicht ganz so wichtigen Posten.

    Das Ferienchaos kenne ich auch zu gut. Zur Zeit arbeite ich nur Teilzeit, dafür habe ich unbezahlten Urlaub angespart, wenn man das so sagen kann. Ich wollte die Kinder nicht a) den ganzen Tag alleine lassen und b) nicht die ganzen Ferien in einem Camp deponieren, obwohl das hier kein Problem wäre. Allerdings habe ich festgestellt, das mir Teilzeit nicht wirklich liegt und irgendwie kapiert auch keiner, dass ich nur Teilzeit arbeite im Juli ;) Bin also froh, wenn ich nächste Woche Vollzeit arbeite.

    So müssen die Kinder nun langsam selbständiger werden und ich entglucken, was ich eigentlich heilsam für alle Beteiligten finde, obwohl es auch anstrengend ist.

    Also, ein Tag nach dem anderen, ihr werdet das Kind schon schaukeln. Und Deine Kinder sind ja auch schon recht gross, das wird schon. Wir wachsen alle mit unseren Aufgaben.

    Dann warte ich mal auf die USA Reiseberichte ;)

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    1. Halli Hallo!

      Genau so ist es - das Leben. ;-) Das von-der-Seele-Schreiben funktioniert bei mir auch immer ganz gut. Doch auch unabhängig davon, wollte ich einfach erklären, warum ich hier zur Zeit so wenig aktiv bin.

      Ja, ja, die Auswanderungsgeschichte. Ich hab's auch schon zu meinem Mann gesagt: Es reicht ja völlig, wenn es EINE Firma gibt, die da mitmachen würde. Und die gibt's bestimmt. Sie zu finden ist nur nicht ganz so einfach.

      Wie meinst du das, dass keiner kapiert, dass du Teilzeit arbeitest? Die Kollegen, die dich mit einem Vollzeitpensum bepacken? Aber es ist ja wirklich klasse, dass du die Möglichkeit hast, deine Arbeitszeit in den Ferien umzustellen.

      Heute werde ich wohl erfahren, wie die Arbeitszeit in den Sommerferien verteilt wird. Und du hast völlig recht, "entglucken" ist für alle gut. Und den Kindern fällt's sicher auch leichter als mir.

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