Mittwoch, 12. August 2020

April 2020: Das Wandern ist der Wonderers Lust



 Mittlerweile zweifele ich, ob es noch Sinn macht, meinen kleinen Blog hier am Leben zu erhalten. Und dann kommen plötzlich wieder Meilensteine und Reisen und es zwickt im Herzen, diese nicht zu dokumentieren.

Der Ursprungs-Hintergedanke hat sich nie verwirklicht und so bin ich mir manchmal nicht sicher, wie interessant ein 0-8-15-Alltagsblog sein mag. Doch letztlich ist das 0-8-15-Gedöns ja das, was mein Leben und das Leben meiner Familie so ausmacht. Hach, Hirnwindungsknoten... Dazu kommt noch die Tatsache, wie heikel es ist, über den Umgang mit Corona zu schreiben. Es hat sich immer mehr gezeigt, dass dieses Thema extrem polarisiert und Anfeindungen an der Tagesordnung sind.

Nun gehe ich es einfach an und versuche so ein wenig darüber zu erzählen, wie letzten Monate sich entwickelt haben, wir wir durch die Corona-Krise schipperten und was so ansteht.

Mein letzter Blog-Eintrag war im April. Handy und Yumie (so heißt mein Planer) sei Dank, kann ich rekapitulieren:


01.04. - 12.04.2020

Die Schule war geschlossen, die Formen des Tele-Lernens/Homeschoolings waren alle noch nicht ganz klar. Wir waren fest entschlossen, die Zeit zuhause gut zu nutzen.


Jana und ich räumten uns Mama-Tochter-Spielzeiten ein. 



Mein (weit) vorgezogenes Geburtstagsgeschenk war angekommen. Nun hatte ich meine Schlafstörungen quasi schwarz auf weiß. Zermürbend, ewiges Gedankenkarussell, dauerhafte Anspannung. Und dabei ging es noch gar nicht um Corona selbst - sondern um die Umstände darum und die fürchterliche Stimmung unter den Menschen.



 Vormittags teilten Jana und ich uns den Küchentisch. Der Tagesstart war immer gleich: Ich stand auf, machte Sport (mind. 20 Minuten) und weckte beide Kinder um 8 Uhr. Es waren ja schließlich keine Ferien. ;-)

Am Samstag verordnete ich als Homeschooling-Fach Sport. Puh... Jana radelte, Mika joggte. Und wie er joggte. Ich sah beide fast ausschließlich von hinten...



Wie schon im vorherigen Post erwähnt: Nutznieser war immer und absolut Annie:


Ein weiterer Corona-Krisen-Deal war: Jeden Sonntag sollte es einen Familienspaziergang geben. 
In der Vorwoche hatte mir meine Kollegin einen hübschen Ort gezeigt, ganz in der Nähe von uns. Das Wetter war toll, also zeigte ich meinen Lieben den Lindelberg (bei Öhringen) und sammelte ein paar Schritte...





Sonntag Abend schließlich machten wir einen Vater-Mutter-Tochter-Spieleabend. Mika ist da einfach nicht mehr für zu begeistern. 


Die neue Woche startete wieder mit Arbeit. Vormittags von Zuhause aus, nachmittags gelegentlich vor Ort. Ich legte mir eine Motivationsstütze zurecht:


Die Stimmung war recht angespannt. Vor allem die Lehrkräfte litten unter dem Unterricht am PC. Klar, ganztägig eingesperrt, Schüler, die entweder nicht erschienen oder technische Probleme hatten, ... Basis und Schnittstelle - quasi hauptberuflicher Good-Vibes-Verbreiter - das war ich. Grundsätzlich fällt mir das nicht schwer, ich liebe es, Probleme zu lösen und gute Atmosphären zu schaffen. Ich war wie im Rausch und 24-Stunden erreichbar. Wenn dann aber mal "Ruhe" war, merkte ich, das doch nicht alles spurlos verdaut werden konnte.

Am Dienstag, 7.4. hatte ich Jana mit ins Büro genommen. War ja nicht schlimm, wir waren nur zu zweit und "weggesperrt". 

Wahnsinnig faszinierend fand ich, welche Kreativität und Talente so ein Kind entwickelt, wenn es plötzlich die Zeit hat und nicht im Schulstress steckt.


Nun war ich über meine eigene Kondition nicht sonderlich erbaut. Also ging ich alleine joggen. Tja, was soll ich sagen: Es war bisher das letzte Mal. :-) Mein Problem war tatsächlich das: Seit meiner "Läuferkarriere" hatte ich sich das Format meines Handys geändert. Nun passte es nicht mehr in meine Tasche - was wiederum bedeutete, ohne Musik zu laufen, oder eine Jacke anzuziehen. Örks. Nee... 


Wundervoll am morgendlichen Outdoor-Sport ist jedoch dann die Sicht:


Der Frühling kam nun mit großen Schritten. Größere Schritte, als meiner Haut lieb waren. 


Annie und ich besuchten meine Kollegin und deren Katze Wicked. Die beiden verstanden sich wirklich gut. 


Den gemeinsamen Gassigang bereute ich dann aber am Abend:


Mika begann einen E-Mail-Dialog mit seiner Französisch-Lehrerin. Dabei stellten sich mehrere Aspekte heraus: a) sie ist sehr schreibfreudig b) mein Französisch ist eingerostet c) sie ist Vegetarierin und d) sie denkt nun, dass Mika die von ihr vorgeschlagenen Rezepte nachgekocht hat. 




Manchmal, aber nur manchmal, war ich beim Gassigang nicht alleine....


Jepp und dann war auch schon Ostern. Richtig fies? Teenies im Schlafanzug in den Vorgarten schicken. Höhöööö....



Wir hatten mittlerweile die App Komoot entdeckt. Dort wurde uns eine schöne 6 km Strecke in Geddelsbach vorgeschlagen. Dieser Ort liegt keine 10 Minuten von uns entfernt. Ja, Corona sorgt dafür, dass wir unsere eigene Umgebung besser kennenlernen. Somit stand der Plan für Ostersonntag:

















Jana übte Rad und Handstand:









Am Abend bestellten wir uns zur Osterfeier des Tages Pizza.




13.04. - 19.04.2020

Am Montag kam uns meine Mutter mit ihrem Hund besuchen. Wir scheuchten die komplette Familie auf unsren "Hausberg", den wir auch erst kürzlich für uns entdeckt hatten. Wobei wir den Berg natürlich schon kennen, diesen einen Waldweg jedoch nicht. 




Zuhause beschäftigte sich Jana mit ihrem Ostergeschenk.


Dienstag hatten wir dann einen Arzttermin, der sich immer ein wenig mulmig anfühlt: Hautkrebsvorsorge. Wir haben eine positive Familienanamnese, wie man so schön sagt. Dazu kommt, dass Mika Leberflecken hat, die mir gar nicht gefallen, was Form und Farbe betrifft.

Die Arztpraxis war wie ein Hochsicherheitstrakt. Mr Wonderer durfte erst gar nicht mit rein...


Resultat: Alles ist gut, es muss jedoch beim Sohnemann entweder engmaschig kontrolliert oder zwei Flecken rausgeschnitten werden. Wir entschieden uns für die Kontrolle.

Super fürs Gemüt war das stetig gute Wetter. Ich dehnte die Mittagsrunden aus und genoss sie ganz bewusst...



Krampfhaft hielt ich mich an meinen "täglich etwas tun, und wenns nur ein paar Minuten sind" Sportplan. Den halte ich übrigens immer noch durch (und jetzt ist August).

Dieses Selfie entstand nicht aus grenzenloser Selbstliebe, sondern um den GöGa zu zeigen, dass ich aussah, wie ein 90er Jahre Aerobic Hüpfer...


Ich bin ja bekennender Barbara Becker Fan. Darum freute ich mich hierüber...


Mittlweile war mein Webseiten-Projekt so weit, dass ich Inhalte liefern durfte. Jana und ich verlagerten unseren Arbeitsplatz nun kurzerhand nach draußen. Vitamin D und so...


Wickeds Frauchen, meine liebe Kollegin und mittlerweile Freundin, trafen uns wieder zum Wandern. Lustigerweise war der "super Weg", den sie mir zeigen wollte, eben jener, den wir als Familie am Ostersonntag gegangen waren. Macht nix -ist ja schön da...




Dieses Foto sollte zeigen, dass ich die Maskenpflicht ernst nahm. :-)


Schön war, dass sich nun auch Janas Freundin wieder meldete. Beide verabredeten sich mehrfach für Picknicks auf unserem Dorfacker und gemeinsame Spaziergänge. Aus irgendeinem Grund endete das alles aber am Wochenende mit der Aussage, dass jetzt Social Distancing angesagt sei. Hmmh. Hab ich nie verstanden, doch das passiert mir öfters, wenn es um diese Freundin geht...


Hier trafen wir beide Mädels zufällig, als wir mit Annie draußen waren.


Am Sonntag war Jana also frustriert aufgrund der Picknick-Absage und "durfte" mit uns spazieren gehen. Dieses Gebiet ist bei uns im Wohnort...













Wir haben es hier schon ganz schön, gell?




20.04. - 30.04.2020

Langsam aber sicher galt es, sich mit Masken auszustatten. Jana fand's witzig, denn so erlaubte ich ihr auch, ihr Gesicht im Internet zu zeigen. 


Auf Arbeit kamen nun immer neue Infos und Anweisungen. Möbel wurden gerückt... Grässlich war, dass wir jede Woche aufs Neue alle Kunden kontaktieren mussten, für den Fall, dass wir wieder öffnen würden. Und jeden Freitag kam dann die Info, dass es hierfür in BaWü noch keine Beschlüsse gab.

Es herrschte somit extremes Chaos und Hin und Her. Diese Herangehensweise lasse ich besser unkommentiert... 


Nach dem Hautarzttermin stand nun ein anderer wichtiger an: Mika sollte eine Zahnspange bekommen. Er ist beim gleichen Kieferorthopäden, wie ich damals war. 

Nur, dass er es nicht so leicht hat. Zunächst wurde nämlich ein Obergaumen-Spreizer eingesetzt. Es war soooo schlimm für mich, diese Schraube 3 x am Tag zu drehen. Wahnsinnig schnell entstand so eine riesige Zahnlücke zwischen den Vorderzähnen. Denkt man ja gar nicht, dass sich knochenmäßig derartig schnell etwas ändern kann, nicht wahr? Auf alle Fälle war (und ist) er tapfer, der Bub.


Samstag war der letzte Tag ohne Maskenpflicht. Haut mich ruhig, doch wir fuhren nach Stuttgart...


Mittlerweile ist es nicht mehr so, doch da musste man noch Nümmerchen ziehen, wenn man einen Laden betreten wollte. Oder einen Schuhlöffel/Korb etc pp rumtragen, quasi als Garant darfür, die Höchstkundenzahl nicht zu übersteigen.


Joah, ein bissel etwas shoppte ich...





Sonntag war dann wieder Wandertag: Wir fuhren nach Waldenburg:












Langsam aber sicher stieg auch die alljährliche Spannung wegen der Greencard Lottery. Passend dazu, schwelgte ich in Erinnerungen an meine erste USA-Reise als 14-Jährige. Retro, gell?


Nunja - unsere Geduld wurde auf die Probe gestellt:


Janas Kreativität war auf einem Höchststand. Sie entwickelte ein eigenes Brettspiel, das echt cool war:



Aufgrund all der Zoom-Meetings und Video-Unterrichtseinheiten, hüpften wir gelegentlich von PC zu PC. So kam es, dass ich durchaus auch mal an Mikas Heiligtum sitzen durfte/musste. 


Der Kieferorthopäde hatte ein kleines Loch in Mikas Zahn gefunden. Also ließen wir dies flicken. Die Zahnarztpraxis ist echt schick und ich dachte, ich zeige euch die mal:




Nach wie vor war ich nonstop für "meine Lehrer" erreichbar. Die Lage war zunehmend angespannt. Das ging so weit, dass ich Seelen tröstete und Frust abfing, während ich draußen war. Dieses Bild schickte ich einer Lehrkraft, mit der ich witzelte, dass wir demnächst mal Bäume umarmen sollten: 


Annie war alles andere als gefrustet...


Das hier fand ich total witzig:



Sooo, das war er - unser April als "Foto-Love-Story"...


... to be continued ...

6 Kommentare:

  1. danke fuer den Bericht! spannende Einblicke und das selbstentworfene Spiel ist natuerlich toll (genauso wie die Zeichungen der Tochter).

    Bei uns ist das uebrigens immer noch, dass nur der Patient in die Arztpaxis darf. Bisher hatten aber nur Mann und ich Termine, Kind brauchte nix *lol*, der ist rst wieder im November dran mit Kontrolle beim KO - nach 6 Monaten dann seit dem letzten Termin. Er ist gsD in der Endphase.

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  2. Und du hast ihn echt komplett durchgeschaut - Danke für deine Ausdauer. ;-)

    Die Komplimente gebe ich ans Töchterchen weiter, da freut sie sich bestimmt.

    In die Praxis mit hinein darf immer ein Elternteil. In den Behandlungsraum allerdings dann nur "bei Bedarf", also wenn etwas erklärt oder entschieden werden muss. Ich habe keine Ahnung, wie da die Altersgrenze ist, doch da die Entscheidungen beim KO ja in aller Regel mit Kosten verbunden sind (höhö), denke ich, dass die froh sind, wenn ein Elternteil dabei ist.

    Ui - 6 Monate Pause zwischen den Terminen? Dann hat er es ja tatsächlich so gut wie geschafft. Klasse!

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    1. ja, es gab im Maerz (oder wars April, Gott - zu lange her) diese durchsichtigen Ueberzieher fuer die Zaehne, hier werden die Invasaligns genannt. Der KO meinte, wenn alles sitzt und nichts drueckt, bleibts bei November. Bisher gabs keine Beschwerden und er traegt sie auch artig. Sollte im November weiterhin alles zur Zufriedenheit sein, braucht er die dann nur noch nachts tragen (jetzt 23h am Tag, also zum Essen/Suesskram trinken/naschen muessen sie raus). Somit ist das Licht am Ende des Tunnels zu sehen :-).

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    2. Super, dann hat er es tatsächlich bald geschafft!

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  3. Aber der Alltag ist doch das Leben!!! Wäre ja schön, wenn das Leben nur aus Reisen bestehen würde, tut es bei den meisten aber nicht und ich finde das ist auch gut so.

    Ja, ich finde Corona und wie man damit umgeht polarisiert, aber auch wenn ich manchmal nicht gut finde, was andere so machen, finde ich auch, jeder so wie er mag. Auserdem habe ich bereits bemerkt, dass es auch oft ankommt in welchem Land man sich befindet. Hier ist alles sehr streng (wenn ich das jetzt mit Europa vergleiche), ist es besser, keine Ahnung, macht Schweden es richtig, keine Ahnung. Wir hatten ja alle noch keine Pandemie in dieser Art, ich finde jeder sollte versuchen, so damit umzugehen, wie er es richtig findet. Ich werde meine Kinder ja auch ohne mit der Wimper zu zucken in die Schule schicken und da teilen sich ja auch die Meinungen bis ins Unendliche.

    Den Gaumenspreizer hatten wir auch, oh, ich war überhaupt nicht in der Lage den Schlüssel umzudrehen. Und wie froh war ich, als das Ding wieder raus war, ich glaube mein Kind auch! Bei uns sind die Eltern überhaupt nicht erwünscht in der Praxis, nur wenn das Kind unter 12 ist, darf man mit rein. Ich warte immer geduldig im Auto. Aber da es vorher schon ähnlich lief, auch beim Zahnarzt, der Zahnreinigung etc sind die Kinder schon immer alleine gegangen und am Ende wurde man dann informiert was Sache war. Am Anfang fand ich das komisch, aber es hat auch geholfen, dass meine Kinder keine Angst vorm Zahnarzt haben. Wohingegen ich immer Panik schiebe, Zahnarzt ist bei mir Horror pur....

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    1. Hui, auch du hast Ausdauer bewiesen, wenn du am Ende dieses Posts angekommen bist. :-) Vielen Dank dafür.

      Du hast völlig Recht - Alltag ist das Leben. Nur fällt es mir dann manchmal schwer, mich darauf zu besinnen, dass "Banalitäten" berichtenswert sind, weil es später mal Erinnerungen sein werden.

      Wegen Corona: Hmmh, ich traue mich manchmal nicht, zu "gestehen", dass wir trotz (oder manchmal auch WEGEN) alledem gerne unterwegs sind. Das Wort "Urlaubsrückkehrer" wird hier auch sehr verächtlicht betont, könnte man meinen.

      Wirklich greifbar ist das alles (zum Glück wiederum) auch gar nicht, wenn man keinen Menschen kennt, der von Corona betroffen ist.

      Ich glaube auch, dass wir in Deutschland vergleichsweise locker mit der Sache umgehen. Zumindest zunehmend...

      Ja, im Grunde gebe ich dir Recht: Jeder muss das für sich ausmachen, wie er alles handhabt. Mich bedrücken halt diese "Kämpfe" zwischen Extrem-Corona-Beängstigten und den sogenannten "Verschwörungstheoretikern".

      Ich musste tatsächlich an dich denken, als der Gaumenspreizer hier Thema wurde. Hatte sofort ein Bild vor Augen, als das Wort fiel - dank deines Berichtes. Das Drehen war für mich extrem schlimm. Einmal drehte ich aus Versehen zu weit - ich könnte schweren, dass ich mehr gelitten und mich zermartert habe, als der Bub selbst.

      Zahnarzt ist auch für mich Horror. Insofern glaube ich, ist es sogar besser, wenn nicht ich die Begleitperson bin. Rein zeitlich ist das aber meistens gar nicht anders möglich...

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