Donnerstag, 6. Oktober 2016

Throwback Thursday - Meine Sportlerkarriere (oder auch nicht)

Facebook war heute so freundlich, mir eine Erinnerung von vor zwei Jahren zu zeigen. Vielen Dank dafür, so weiß ich schon, wohin ich mich heute "throwbacken" lasse...

Ich und der Sport - uff, eine Geschichte voller Hass und voller Liebe.

Von klein auf war ich eher ein langer Lulatsch, wie man hier so schön sagt. Steifgliedrig, in die Höhe geschossen - alles andere als eine biegsame Elfe. Meine 1,75 Körpergröße hatte ich bereits im Alter von 12 Jahren erreicht und da ich auch nicht mit draufgängerischem Mut gesegnet bin, waren die Mannschaftssportarten in der Schulzeit mehr Qual als Freude.

Die Bundesjugendspiele hasste ich, überlebte ich und verdrängte ich im Anschluss ebenso wie das Gefühl der brennenden Lunge beim Langlauf. Mit Stolz kann ich jedoch von mir behaupten, dass ich beim Schul-Tischtennis-Turnier den 2. Platz der Mädels belegt hatte. Und ich bin überzeugt davon, dass es nicht wichtig zu erwähnen ist, dass insgesamt 2 Mädels mitgemacht haben. ;-)

So wurde ich Erwachsen mit der festen Überzeugung, dass Sport gleich Mord ist und einfach nicht zu mir und meinem Körper passt. Ausprobiert hatte ich genug: Volleyball, Tischtennis, Judo, Schwimmen (wobei mir dies noch am besten gelegen hatte).

Doch dann kam dieser eine Tag vor ziemlich genau 2,5 Jahren. Ich hatte frei und unheimlich großen Hunger auf frische Luft. Also kam ich auf die glorreiche Idee, einen Spaziergang durch die Weinberge der Nachbarschaft zu machen. Einfach so beschloss ich, mit meinem Handy zu messen, welche Distanz das dann wäre. Um es kurz zu machen: Nach gerade mal 2 km war ich zurück und lag wie erschlagen schnaufend auf dem Sofa. Und das schockte mich. Knapp über 30 Jahre alt, nicht übergewichtig, nicht krank und dermaßen unfit? Es war wirklich ein Schlüsselmoment, denn ich konnte es nicht fassen, ...

Dies war der Tag an dem ich meine Einstellung zu meinem Körper und Sport im Allgemeinen komplett auf den Kopf stellte.

Zunächst in Jeanshosen, kurze Zeit später mit Nordic Walking Stöcken begann ich jeden Tag zu gehen. Ich überwand meine Aversion alleine in der Landschaft herzumzustiefeln und meine Scham, hechelnd den Berg hochkraxelnd gesehen zu werden.

Innerhalb weniger Wochen wurden aus 2 km Spaziergängen 6 km Nordic Walking Runden. Schließlich wurde ich mir selbst zu langsam. Etappenweise klemmte ich mir meine Stöcke unter die Arme und versuchte zu joggen. Oh weh - das war nochmal eine ganz andere Liga. Ich werde nie vergessen, wie stolz ich darauf war, als mir mein Handy zum ersten Mal 700 gejoggte Meter angezeigt hatte.

Als die Walking Runden dann 10 km lang wurden, entschied ich mich dazu, mich ernsthaft ans Joggen zu gewöhnen. Denn der Zeitfaktor (wie lange muss ich gehen, bis ich ausgepowert bin) wurde angesichts meiner Rolle als Teilzeit-arbeitende Mama zweier Kinder immer kritischer.

Die Kinder packte ich auf ihre Fahrräder, ich kaufte mir ordentliche Laufschuhe und begann mit ihnen durch die Weinberge zu ziehen. Ein bestimmter Rundweg, der 2 km lang ist, wurde die Erst-Trainingsstrecke.

Selbstverständlich war ich noch weit davon entfernt, wie ein Gazelle schweißfrei über die Felder zu fegen, doch es lässt sich kaum in Worte fassen, wie wunderbar das Gefühl ist, zu erkennen, was man alles schaffen kann, wenn man nur dran bleibt.

Glückliche Umstände ermöglichten mir dann eine Anmeldung zum New York Halbmarathon im Folgejahr. Ein sehr hoch gestecktes Ziel, angesichts der 2 km Laufstrecken. Doch die Monate zuvor hatte mir ja gezeigt, dass ALLES schaffbar ist.

Da ich jedoch nicht wusste, wie es ist, mit anderen Menschen zu laufen, suchte ich mir einen Zwischenschritt, quasi als Generalprobe. Im Oktober 2014 fand dieser dann statt: In Form eines 10 km Stadtlaufes. Meine heutige Facebook-Erinnerung.

Ich schaffte es. Meine Platzierung weiß ich gar nicht mehr - sie war mir auch zu keiner Sekunde wichtig. Wichtig war es mir nur, die vollen 10 km zu schaffen. Und es gelang. 6 Monate nach dem Spaziergang über 2 km, der mich völlig kaputt gemacht hatte.

Weitere 5 Monate danach lief ich den New York Halbmarathon. Es war das erste Mal (und letzte Mal), dass ich über 20 km am Stück lief - als Finisher durchs Ziel.

Ja, das ist die Kurzfassung meiner Karriere als Sportlerin. Zu keinem Zeitpunkt ging es um Platzierungen, Auszeichnungen oder ähnliches. Es ging immer nur um meinen Körper, meine Gesundheit und meinen Willen.  Ich denke, dass dies letztlich auch das Erfolgsgeheimnis war.

Nachdem ich mir alles bewiesen hatte, was ich mir beweisen wollte, joggte ich nur noch Wohlfühldistanzen (4 bis 6 km) und begann mit anderen Sportarten, wie z. B. Pilates. Denn ich möchte möglichst nie wieder schnaufend auf dem Sofa liegen müssen...

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