Sonntag, 23. Juli 2017

Janas Grundschulabschluss ... und warum ich platzen könnte, vor Stolz


Jana kam 2007 auf die Welt und brachte ihr "Päckchen" mit. Nein, ich meine keine Behinderung oder Krankheit - Jana war einfach ein klein wenig anders, als die anderen. Das ist auch gar nicht schlimm, denn sie ist ein wundervolles Mädchen, und dennoch hatten wir öfters Sorgen um sie, einfach, weil es nicht so leicht ist, "anders" zu sein.

Als Säugling wollten ihr Ärzte einen Helm verpassen, damit ihr Kopf besser geformt wird, und ein anderer wollte ihr operativ die Zunge verkleinern - ohne zu wissen, ob dies langfristig überhaupt nötig ist. Als sie mit zwei Jahren noch immer nicht sprach, fand ich keine Unterstützung und war doch so verzweifelt, sie "sprachlos" in den Kindergarten zu schicken, wo ihr keiner "dolmetschen" könnte.

Auf Umwegen und mit unheimlich viel Kraft, Schweiß und Tränen, gelang es mir, ihr Logopädie zu verschaffen. Wir fuhren zwei Mal die Woche viele Kilometer und ich tat ALLES, damit sie dennoch ganz normal in den "Kindi" konnte und durch die Maßnahmen nicht noch "anderster" werden würde.

Allen Zweiflern und Zweifeln zum Trotz kam sie im Kindergarten ganz wunderbar zurecht. Nicht zuletzt dadurch, dass sie eine wundervolle Herzenserzieherin bekam, die sie einfach so sein ließ, wie sie war, ohne den Versuch sie nach den Einstufungskriterien zu bewerten oder in Raster zu pressen.

Auch im Sozialgefüge fand Jana ihren Platz. Mit ihrem Sonnenscheingemüt und der allzeit vorhanden Bereitschaft einfach mal mitzuprobieren war sie schnell ein festes Gruppenmitglied. Sprachlich wurde auch endlich alles ein bisschen besser.

Nun hatte sie das Pech Ende September geboren worden zu sein. Somit kamen wir in die Lage zu entscheiden, ob wir sie mit 5 Jahren einschulen würden - trotz der Sprachentwicklungsstörung, oder ob wir sie aus ihrem sozialen Umfeld nehmen würden für ein Jahr.

Wir führten viele Gespräche, mit dem Kindergarten und der Grundschule und schulten sie dann tatsächlich mit 5 Jahren ein.

Um es nun so langsam ein wenig abzukürzen: Sie rockte das! Nein, keineswegs leicht und glatt, und durch fürchterliche Lernsystemumstrukturierungen und vorpubertären Mitschülern gab es wirklich viele "Oh Mann - packen wir das?"-Situationen, aaaaaaaaaber:

Das Kind, an dem sie rumschnippeln wollten, für das mir eine Sonderschule prophezeit wurde, das fast ein Jahr jünger als die Klassenkameraden war - genau dieses Mädchen - nämlich MEINE Tochter - hatte am Freitag ihre Grundschulabschlussfeier. Sie verlässt diese nun mit einer sehr guten Realschulempfehlung, einem 2er-Notenschnitt und ohne eine "Ehrenrunde" gedreht zu haben. 

Mein Stolz kennt keine Grenzen. Jana - wenn du dies hier iiiirgendwann mal liest: Du bereicherst unser Leben, und ich habe durch dich so unheimlich viel gelernt. Nämlich zum einen für mein Kind zu kämpfen und unbequem zu sein und dass man ALLES schaffen kann, wenn man es möchte und dran bleibt. Denn genau das hast du getan, seit du auf der Welt bist.

... und all diese Gedanken haben mich den Abend der Abschlussfeier über beschäftigt, sodass ich nicht wirklich der Handlung des liebevoll gestalteten Theaterstücks folgen konnte. 

Hier nun das Video zum großen Tag meines großen Mädchens:




2 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch!!!

    Es ist wirklich wichtig als Eltern auf die innere Stimme zu hören. Und Probleme, die andere sehen, eigentlich gar nicht da sind. Das Leben verläuft halt leider nicht in Durchschnittswerten ;)

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  2. Dankeschön! Oh ja. Und (zumindest für mich war das so) es ist ein Lernprozess, sich dann auch auf die Hinterbeine zu stellen und die innere Stimme durchzusetzen. :-)

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