Samstag, 8. September 2018

Wonderers in Florida 2018: Teil 9 - Jacksonville :-( // MIT VIDEO


Sonntag, 26. August 2018: Jacksonville

Wäre ich nicht schon dran gewöhnt, könnte es echt nerven. Aber an unserem Ausschlaf-Sonntag krabbelte ich wieder kurz nach fünf aus dem Bett. Ich schnappt mir mein Handy und schlich mich auf den Balkon. Bei vier Nächten am Meer sollte es mir doch wenigstens ein mal gelingen, die Sonne am Horizont aufgehen zu sehen. Näää. Wieder nicht. Wieder Wolken. Doch das tut meinen Glücksgefühlen keinen Abbruch. Es ist einfach wahnsinnig schön. Nach und nach kommen Leute an den Strand. Die einen zum Joggen, die anderen zum Sinnieren. Kleine Hunde, große Menschen, Vögel, Wellen, hach…

Um 7 bekam ich Gesellschaft vom Sohnemann. Das Frühaufsteher-Gen hat er von mir. Obwohl - ich hab meines ja noch…







Wir starteten dann also nach Jacksonville. Eine Stadt, von der ich bisher nur gutes gehört hatte. Aufstrebend, modern, wachsend, sauber, sicher, … Ich war also gespannt. Mangels uns bekannter Sightseeing Spots hatten wir am Vorabend im Internet gestöbert und folgenden Plan erstellt:

Nach der 90 minütigen Fahrt in den Norden, wollten wir in einem Parkhaus nahe der Laura Street parken, diese angeblich hübsche Bummel-Straße hoch und wieder runter schlendern um dann zum Jacksonville Landing und dem idyllischen Riverwalk am St. John River zu gehen. 





Was soll ich sagen: Von Anfang an ging alles schief, was uns zu diesem Zeitpunkt nervte und enttäuscht, rückblickend jedoch vielleicht unsere Leben gerettet hat. Und wenn nicht das, dann hat uns die vermeintliche „Pechsträhne“ vor schlimmen Traumata bewahrt. Aber von vorn:

Die Fahrt verlief normal. Das Parkhaus fanden wir dann, kamen jedoch ewig nicht „ran“, da es in einem verzwickten Einbahnstraßengeflecht liegt. Endlich am Eingang stellten wir fest, dass es geschlossen war. Grmpfl.

Am Straßenrand jedoch sah ich Parkuhren. Wir hielten an einer Lücke und ich las nach: Am Wochenende kostenlos, maximale Parkdauer: 1 Stunde. Hmmh, galt diese Parkdauer nun auch am Wochenende?! Während wir grübelten kam ein netter Mann, der wohl für die Stadt arbeitete und erklärte uns, dass man hier am Wochenende ganztägig parken kann. Wir ließen uns überzeugen und starteten unseren „Tag“ in Jacksonville. Meinem Mann war die Gegend nicht geheuer. Mir gings zu diesem Zeitpunkt noch gut. Wir standen neben einem pompösen Gerichtsgebäude, wurden gerade von einem netten Mann informiert, … Alles gut also. 






Bis wir um die nächste Straßenecke schauten. Überall merkwürdige Menschen. Die Laura Street selbst sah so gar nicht nach einer netten Bummelmeile aus. Wir sahen lieber davon ab, erst hoch zu laufen und peilten lieber gleich Jacksonville Landing, eine Mall am River an.







Die Straßen waren wie ausgestorben. Und wir fühlten uns zunehmend unwohler. Die Mall war eine Enttäuschung. Die meisten, wenn nicht alle Läden, waren geschlossen. Es miefte, war düster. Wir suchten dort die Restrooms auf. Bei uns Mädels war dies wohl das Badezimmer von Obdachlosen. 





Also schnell auch wieder raus hier, ran ans Wasser. Nach ca. 100 Metern Spaziergang bat ich meine Familie, das nun hier abzubrechen, ich fühlte mich einfach nicht gut hier.




Zurück im Landing versuchten wir übers W-Lan neue Ausflugsziele in der Gegend herauszufinden. Das Sportstadium hatte leider geschlossen, Kunstgalerien interessierten uns nicht. Also beschlossen wir, in eine 10 Minuten entfernte „klassische, moderne“ Mall der Simon Gruppe zu fahren. Mika fragte noch, ob ich traurig wäre. Ich meinte nur, dass ich es natürlich bedauere, Jacksonville einfach nicht richtig erleben zu können, doch was sollte man nun erzwingen, wenn’s einfach nicht so sein soll. 



In der Laura Street ist auch ein Visitor Center. Die Angestellte erkannte uns sofort als Touristen und bat uns herein. Sie gab ihr bestes, empfahl uns eine Süßigkeitenmanufaktur gleich um die Ecke. Wundersamerweise begleitete sie uns auch noch die Hälfte der Strecke. Inmitten einer großen Ansammlung rumlungernder Gestalten verabschiedete sie uns mit den Worten „Stay close!“ Super. Als wir dann vor dem Laden standen, lasen wir, dass dieser seit Anfang des Monats wegen Renovierung geschlossen hatte.













Wir hatten genug. Absolut genug. Dass mir eine Frau noch süffisant grinsend hinterher rief „Helllooo, foreigners!“ förderte das Wohlgefühl keineswegs. Rein ins Auto und weg von dort.





10 Minuten später parkten wir am Einkaufszentrum „The Avenues“. Uff. Hell, sauber, klar, kommerzig, aber genau so wollten wir das jetzt. Von Build a Bear bis zu Bath and Body Works, … Wir bummelten und aßen zu Mittag.








Dieses Salat-Schneider-Teil fand ich so genial, hatte ich vorher noch nie gesehen...

Jana entpuppte sich im Laufe der Reise als totaler Wrap-Junkie.

Mensch, war ich happy!


Manchmal wundere ich mich auch über T-Shirt-Designs. Irgendwer muss sich doch hierbei irgendwas gedacht haben. Nur was?!

Diese lebenden Krebse gab's im Spielzeugladen zu kaufen.
Happy Jana!









WLAN gabs dort auch. Also klickte ich mich mal durch und schaute auch in die deutsche Bild Zeitung. Und traute meinen Augen nicht:



Ganz genau 1 Stunde nachdem wir Jacksonville Landing verlassen hatten, gab es dort ein Mass Shooting mit 3 Toten und 12 Verletzten. Zu diesem Zeitpunkt ordnete die Polizei dort noch an, dass die Menschen in der Umgebung sich verstecken und nicht herauskommen sollten.

In einer Pizza Bar am Landing war wohl ein Videogame Event. Wir waren dran vorbei gelaufen, ohne dies mitbekommen zu haben. Sonst wären wir ganz sicher reingegangen, alleine für Mika, der sich für solche Dinge begeistert. 

Hätten wir unseren Plan durchgezogen, hätte es uns dort besser gefallen und hätte unser Bauchgefühl nicht die ganze Zeit laut gebrüllt, dass wir dort weg sollten, dann wären wir ganz sicher mitten im Geschehen gewesen. Ohne Internet, ohne Twitter, hätten wir nicht gewusst, was da läuft, …. Ich will mir das alles gar nicht ausmalen.

Wie gut, dass die Dinge manchmal nicht so laufen, wie man es gerne gehabt hätte…

Wir nagten noch lange an dieser Geschichte, wohlwissend, dass wir unendliches Glück hatten. Wenn ich da an die armen Leute denke, die ihr Leben lassen mussten. Und vor allen deren Familien. :-( 





Auf dem Heimweg gingen wir noch in ein Olive Garden Restaurant in Palm Coast. Nach einigen Runden Uno mit den Kids und Dauerbeschallung des TVs, mit Berichterstattung über die Lage in Jacksonville war auch dieser Sonntag schon wieder vorbei. 













4 Kommentare:

  1. Herrgott, wieder so fleissig!

    Komisch, dass man manchmal so ein Bauchgefühl hat und es Euch sicherlich vor einem wirklich schlimmen Trauma bewahrt hat!

    Ja, und leider gibt es in den USA manchmal Ecken wo man lieber nicht sein sollte. In Deutschland allerdings auch :(
    Und auch sonstwo auf der Welt. Auch Toronto ist dieses Jahr sehr oft unangenehm in den Nachrichten. Leider sind Waffen wohl wirklich zu oft zu leicht zugänglich, immer noch.

    Die Einsiedlerkrabben konnte man in Virginia Beach auch kaufen, das ist wohl typisch für die Gegend (hatte ich nachher in einer Zeitung gelesen), auch die angemalten Muscheln :(

    Als wir damals in Rhode Island waren gab es sowas nicht. Schein wohl typisch für die sonnigen Staaten zu sein.

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    1. Was bei dir als "Fleiß" ankommt ist in Wahrheit der Druck, möglichst zeitnah alles zu bloggen, da am Montag der Ernst des Lebens hier wieder Einzug hält. 😱😂

      Da hast du recht. Überall auf der Welt gibt's komische Menschen, die schlimme Dinge tun. Sehr, sehr traurig! Da muss man echt ganz aktiv seine Gedanken auf die "Guten" lenken, die es zum Glück auch gibt. All diejenigen, die helfen, da sind, Gutes tun.

      Find ich total doof, diese Einsiedlerkrabben-Mode. Vor ein paar Jahren waren's kleine Schildkröten, die in den Souvenirshops verkauft wurden. Ich versteh echt nicht, was das immer soll...

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  2. Wie kann man nur mit so wenig Schlaf auskommen wie du ;-)?? Sonntags schon kurz nach 5am aus dem Bett krabbeln, also das könnte mir nicht passieren, hahaha!

    Ja, das Bauchgefühl war diesmal sehr richtig und hat euch rechtzeitig dort weg gelenkt. Die Waffengesetze in den USA finden wir ganz doof... Es gibt halt die ein oder andere Sache, die wir hier in den USA nicht gut finden, aber trotzdem leben wir gerne hier. In D gibt es ja auch Dinge, die wir nicht so gut finde... Es ist nirgendwo ganz perfekt.

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    1. Da hast du völlig recht. Das "perfekte" Land gibt's nicht. Und egal welche Nationalität: Den Leuten kann man nur vor die Stirn gucken.

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